Interview - Hydrologe Bronstert: Starkregen überfordert auch Schwämmstädte
In den Hochwassergebieten in Deutschland soll sich die Lage ab Freitag etwas entspannen. Doch die Frage bleibt, wie wir uns künftig besser vor Überflutungen schützen können. Axel Bronstert von der Universität Potsdam rät, auch den Hochwasserschutz in größeren Städten in den Blick zu nehmen.
Ab Freitag rechnen Meteorologen mit einer leichten Entspannung in den Hochwassergebieten im Norden und Osten Deutschlands. Durch das Ende der Dauerregenphase sollen die Pegel zumindest stagnieren und nicht mehr weiter steigen. Vor allem in Teilen von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen bleibt die Lage aber weiterhin bedrohlich, weil einige Deiche zu brechen drohen.
Während das aktuelle Hochwasser vor allem in ländlichen Regionen große Schäden angerichtet hat, warnt Axel Bronstert, Professor für Hydrologie und Klimatologie an der Universität Potsdam, auch vor den Folgen, die Überschwemmungen in urbanen Regionen haben können.
Zu wenig Informationen über innerstädtische Risikogebiete
Besonders in größeren deutschen Städten, in denen Täler und Senken nicht eindeutig ersichtlich sind, gebe es immer noch zu wenig Informationen darüber, welche Bereiche durch Starkregenereignisse und Hochwasser besonders bedroht seien, erklärt Bronstert. "Sie können sich in Berlin nicht frei dazu informieren - zumindest noch nicht." Grund dafür seien datenschutzrechtliche Bedenken.
Auch der Versuch, Städte in sogenannte Schwämmstädte umzubauen, in denen mehr Wasser über Grünflächen und in unterirdischen Auffangbecken gespeichert werden kann, sei kein Allheilmittel, warnt der Hydrologe. "Gerade Berlin ist da vorne dran, […] aber man muss sich auch bewusst sein, dass diese Art, das Wasser zu speichern, begrenzt ist." Bei besonders intensiven Starkregenereignissen würden auch große Rückhaltebecken schnell volllaufen und innerstädtische Senken weiterhin überflutet, so Bronstert.