Martin Hikel (SPD), Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln
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Interview - Hikel (SPD): Debatte über Böllerverbot bundesweit führen

In Berlin-Neukölln ist der Jahreswechsel ruhiger als im Vorjahr über die Bühne gegangen. Dennoch wird auch in diesem Jahr wieder über ein Böllerverbot diskutiert. Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) sagt, ein Verkaufsverbot könne durchaus sinnvoll sein. Das dürfe es dann aber nicht nur in Berlin geben.

Polizeipräsidentin Barbara Slowik und Landesbranddirektor Karsten Homrighausen haben sich im rbb für ein Verkaufsverbot von Knallern und Raketen ausgesprochen. Unterstützung dafür bekommen sie von Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD). Er sagt, über ein solches Verbot müsse aber auf Bundesebene entschieden werden. "Ich fände es richtig, wenn so eine Forderung aus Berlin käme."

Gerade nach den Erfahrungen in der Hauptstadt, dass Feuerwerkskörper missbräuchlich eingesetzt werden, könne das durchaus sinnvoll sein. "Ich glaube, man muss aber auch dann klarmachen, dass - wenn man so etwas tut - man den Leuten auch Alternativen bieten muss." Hikel denkt dabei an zentrale und freizugängliche Feuerwerke in den Berliner Bezirken.

Hikel: Silvester-Strategie der Polizei war erfolgreich

 

Insgesamt sei die Silvesternacht in Neukölln dieses Mal zwar wieder nicht ruhig gewesen. "Aber ich bin doch froh, dass diese großen Übergriffe, wie sie im letzten Jahr stattgefunden haben (...), dass so etwas eben nicht stattgefunden hat", sagt Bezirksbürgermeister Hikel. Die Strategie der Polizei sei erfolgreich gewesen. Er wünsche sich allerdings, dass es auch ohne solch ein großes Aufgebot an Einsatzkräften geht. Darauf müsse man sich aber in den kommenden Jahren vielleicht einstellen.

Wichtig sei, über die sozialen Gründe für die Aggressionen weiter zu sprechen. "Aber das ist, glaube ich, eine ziemlich tiefe und schwierige Diskussion." Entscheidend sei es, jungen Menschen Perspektiven zu geben.

Hintergrund

Debatte über Böllerverbot

Polizei und Feuerwehr in Berlin haben sich dafür ausgesprochen, das private Feuerwerk an Silvester zu verbieten. Landesbranddirektor Karsten Homrighausen hat am Montag in der rbb24 Abendschau gesagt, die Gesellschaft müsse auch bereits sein, sich zu ändern. Pyrotechnik gehöre das ganze Jahr über in professionelle Hände.

Dem könne sie nur beipflichen, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik im rbb24 Spezial zur Silvesternacht. Wenn man wolle, dass große Bereiche der Stadt frei von privatem Feuerwerk sind, dann brauche man auch ein entsprechendes Verkaufsverbot.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) lehnt solche Überlegungen ab. Ebenfalls im rbb hat er darauf verwiesen, dass 99 Prozent der Berlinerinnen und Berliner friedlich und verantwortungsvoll Silvester gefeiert haben. Die sollten nicht mit einem Böllerverbot bestraft werden.

Auch auf rbb24inforadio.de

Einsatzkräfte der Polizei stehen auf die Sonnenallee.
dpa

Interview - Dregger (CDU): Böllerverbot allein "nicht zielführend"

Polizei, Feuerwehr und Politik haben eine weitgehend positive Bilanz der Silvesternacht in Berlin gezogen. Dennoch werden wieder Forderungen nach einem Böllerverbot laut. Burkard Dregger, innenpolitischer Sprecher der Berliner CDU, sagt, er sei davon noch nicht überzeugt. Es sei wichtiger, das Problem an den Wurzeln anzupacken.

Polizisten stehen an Silvester bei einer pro-palästinensischen Demonstration am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg.
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Interview - Polizeigewerkschafter: Ruhigeres Silvester durch hohe Präsenz

Auch in dieser Silvesternacht ist es in Berlin vereinzelt zu Ausschreitungen und Angriffen auf Einsatzkräfte gekommen. Im Vergleich zum Vorjahr ist es laut einer vorläufigen Bilanz aber ruhiger geblieben. Stephan Weh, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, führt das vor allem auf die hohe Zahl von 4000 Polizisten im Einsatz zurück.

Eine leer geschossene Feuerwerksbatterie in einem Hinterhof.
picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Berlin und Brandenburg - Berlin feiert friedlicher als im Vorjahr

Nach den Angriffen auf Rettungskräfte im Vorjahr wurden in Berlin in der Silvesternacht alle Einsätze in Brennpunktgebieten von der Polizei abgesichert. 4000 Beamte waren im Einsatz, mehrere Staatsanwälte auf Abruf. Am frühen Morgen zogen die Einsätzkräfte eine recht positive Bilanz. Von Sebastian Schöbel