Interview - Trittin: Schutz der Zivilbevölkerung in Gaza ist im Interesse Israels
Die israelische Armee hat ihre Bodenoffensive auf den Süden des Gazastreifens ausgeweitet. Dadurch wird die humanitäre Hilfe in Gaza wieder schwieriger. Doch der Schutz der Zivilbevölkerung hilft auch Israel, sagt der Grünenpolitiker Jürgen Trittin.
Die israelische Armee stößt immer weiter in den Süden des Gazastreifens vor. Laut Medienberichten sind dabei vor allem Ziele im Raum Chan Junis unter Beschuss genommen worden. Außerdem soll Israel Berichten zufolge erwägen, die Tunnel der Terrororganisation Hamas mit Wasser zu fluten.
Für den Grünenpolitiker Jürgen Trittin ist es deswegen aktuell umso wichtiger, weiter den Schutz der Zivilbevölkerung in Gaza einzufordern. "Wenn ich höre, dass vorgestern statt 500 nur 50 Lastwagen die Grenze passieren konnten, dann ist man in einem Bereich, wo eine Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, mit Wasser und mit Medikamenten plus Treibstoff nicht gesichert ist."
Schutz der Zivilbevölkerung wichtig für internationale Unterstützung
Dabei liege der Schutz der Zivilbevölkerung auch im eigenen Interesse Israels, erklärt Trittin. "Denn die Frage, ob am Ende des Tages der politische Druck beispielsweise in den USA so hoch wird, dass die Unterstützung für Israel wegfällt, das ist eine entscheidende Frage." Israel helfe sich deshalb auch selbst, wenn es sein Recht auf Selbstverteidigung so ausübe, dass es möglichst wenig zivile Opfer gibt.
Mit Blick auf ein mögliches Ende des Konflikts sagt der Grünenpolitiker: "In Israel leben fast zehn Millionen Menschen, davon sind 20 Prozent arabische Israelis. In den palästinensischen Gebieten leben etwas über fünf bis sechs Millionen Menschen. Diese Menschen werden auch künftig dort wohnen bleiben." Das sei die erste Grundvoraussetzung, der sich beide Seiten stellen müssten.
Gaza und Westjordanland zusammen betrachten
Dazu gehöre auch, dass Israels Politik der Annexion im Westjordanland im Windschatten des Gaza-Krieges aufhören müsse, fordert der Grünenpolitiker. Dass inzwischen über 200 Palästinenser im Westjordanland getötet worden seien, viele von ihnen durch militante israelische Siedler, diene weder der Sicherheit Israels noch einer Lösung des Konflikts.
"Deswegen müssen wir darauf drängen diese beiden Regionen auch gemeinsam zu betrachten", sagt Trittin. Ideen innerhalb der rechtsnationalen israelischen Regierung, das Westjordanland zu annektieren und Gaza nach dem Sieg über die Hamas von Ägypten verwalten zu lassen, sieht er dabei als komplett falschen Weg.