Interview - Lagodinsky (Grüne): Ausweitung des Hasses unterbinden
Die EU ist uneins bei ihrer Haltung zum Nahost-Konflikt. Nach langem Ringen haben sich die Mitgliedstaaten auf einen Formelkompromiss geeinigt. Es gebe schon immer unterschiedliche Positionen, sagt der EU-Abgeordnete Sergey Lagodinsky (Grüne). Ein gemeinsames Interesse sei es aber zu verhindern, dass sich der Konflikt weiter ausweitet.
Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine agieren die Länder der Europäischen Union geschlossen. Anders sieht es beim Krieg in Nahost aus: Am Freitag haben sich die Europäer mühsam auf einen Formelkompromiss geeinigt, der "humanitären Korridore" fordert und sich Feuerpausen wünscht.
Auch bei der Uno hat die Europäische Union nicht einheitlich abgestimmt. Frankreich hat der Resolution zugestimmt, die den Terror der Hamas nicht verurteilt. Deutschland hat sich enthalten. "Wir haben schon immer unterschiedliche Traditionen zur Positionierung bezüglich des Nahost-Konflikts", sagt Sergey Lagodinsky, Außenpolitikexperte der Grünen im Europaparlament. Während etwa Frankreich und Spanien eher israelkritisch eingestellt seien, stehe für Deutschland, Österreich oder Tschechien die Sicherheit Israels im Vordergrund.
Lagodinsky: Frieden ist gemeinsames Ziel der EU
Aufgrund der unterschiedlichen Positionen könne die EU in dem Konflikt kaum eine Vermittlerrolle einnehmen, so Lagodinsky. In Israel fehle das Vertrauen gegenüber den EU-Staaten. "Wir müssen aber daran arbeiten, dass wir eine Rolle hier finden."
Trotzdem gebe es ein gemeinsames Ziel der EU im Nahost-Konflikt, betont Lagodinsky: Frieden. Eine Zwei-Staaten-Lösung sei aus Perspektive der EU die beste Option. "Wie man sich auf diesen Weg begibt, ist eine andere Frage." Im Moment sei die Rolle der EU die Bemühung um die Freilassung der Geiseln. "Und auch der Versuch, mit unseren Mitteln die Ausweitung des Konflikts zu unterbinden und auch die Ausweitung des Hasses zu unterbinden", sagt Lagodinsky.