Menschen laufen über den Marie-Elisabeth-Lüders-Steg im Berliner Regierungsviertel.
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Interview - Krüger: "Bindekraft von Institutionen hat rapide nachgelassen"

Laut einer aktuellen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung nehmen rechtsextreme Einstellungen in der deutschen Bevölkerung zu. Institutionen verlören ihre Bindungskraft und Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts begännen "zu bröseln", sagt Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung.

Die Erkenntnisse der aktuellen Studie seien einerseits „erschreckend“, hätten aber auch eine positive Seite, meint der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Thomas Krüger. Die Einstellungsmuster mit einem rechtsextremen Weltbild hätten "extrem zugenommen", erklärt er - also "Zustimmung zur Diktatur, Antisemitismus, eine sozialdarwinistische Einstellung".

"Der Graubereich, sozusagen die distanzierte Mitte, ist größer geworden", so Krüger. "Aber sie ist immer noch ein zu gewinnender Teil für die Demokratie." Und die positive Nachricht sei, dass in der Studie 72 Prozent der Befragten der Demokratie zugestimmt hätten. Diese Menschen müsse man unterstützen und stärken.

Krüger: Parteien, Kirchen und Gewerkschaften verlieren an Kraft


Ein wesentlicher Grund für die veränderten Einstellungen in der Bevölkerung sei, dass "die Bindekraft der Institutionen rapide nachgelassen hat", erklärt der bpb-Präsident. Das treffe in erster Linie die Parteien, aber auch Kirchen und Gewerkschaften.

"Überall begegnen wir diesem Phänomen, dass wir es mit einer Gesellschaft zu tun haben, in der Individualität ein stärkeres Gewicht bekommt und die Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu bröseln beginnen", so Krüger.

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