Interview - Flugzeugexperte sieht in Wasserstoff eine Art Revolution für Luftfahrtantrieb
Am Freitag wird in Strausberg (Märkisch-Oderland) ein Testcenter für Wasserstofftechnik im Flugbereich eröffnet. Wasserstoff als Alternative für Kerosin werde in der Wissenschaft gerade sehr intensiv beforscht, sagt Lars Enghardt vom Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Es gebe aber auch Grenzen.
Lars Enghardt leitet am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) kommissarisch das Institut für Elektrifizierte Luftfahrtantriebe. Er sagt: "Wasserstoff ist eine Alternative, die gerade im wissenschaftlichen Bereich wirklich sehr intensiv beforscht wird." Wenn Wasserstoff als Antrieb von neuartigen Elektroflugzeugen eingesetzt werde, könne das "eine Art Revolution der Luftfahrtantriebe" mit sich bringen.
Zwei Möglichkeiten, die technisch realisierbar sind
Es gebe unterschiedliche Möglichkeiten, ein Flugzeug mit Wasserstoff anzutreiben, sagt Enghardt. "Die zwei, die sich technisch realisieren lassen, sind zum Einen das, was die Firma Apus jetzt auch in ihr Kleinflugzeug mit vier Sitzen einbauen wird."
Dabei gebe es eine Brennstoffzelle, die Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser zusammenführt. "Bei dieser Kombination entsteht Strom und dieser Strom speist dann einen Elektromotor." Enghardt sagt, Apus wolle damit in ein paar Jahren an den Markt gehen und 600 bis 700 Kilometer weit fliegen können.
"Die zweite Möglichkeit ist, dass Sie Wasserstoff tatsächlich in einer Brennkammer, so wie wir es bisher mit Kerosin gemacht haben […], direkt verbrennen, damit eine Gasturbine antreiben und tatsächlich in einer Fluggasturbine den Schub für das Flugzeug erzeugen."
Reichweiten bis zu 2000 Kilometer möglich
Die Wissenschaft gehe derzeit davon aus, dass man Flugzeuggrößen bis zu Regionalflugzeugen mit solchen elektrischen Antrieben bauen könnte. Damit wären Reichweiten bis zu knapp 2000 Kilometer möglich.
"Was wir auch auf lange Zeit wahrscheinlich nicht machen können, ist, Kontinente verbinden." Dafür brauche es andere Technologien. Deshalb sehe er Wasserstoff nur als eine von mehreren Möglichkeiten, deutlich klimafreundlicher zu fliegen. "Ich gehe aber davon aus, dass wir in Zukunft einen Mix von unterschiedlichen Technologien haben werden."