Interview - Experte: Rückgang des Handels trifft Deutschland und China
Die deutsche Wirtschaft ist in die Rezession gerutscht. Und auch ein für die hiesigen Unternehmen sehr wichtiger Markt stagniert: China. Experte Thomas Bonschab sagt, beide Länder hätten nur teilweise die gleichen Probleme. In China kämpfe die Regierung vor allem gegen einen Vertrauensverlust an.
"Ja und Nein", ist die Antwort von China-Experte auf die Frage, ob die deutsche und die chinesische Wirtschaft zurzeit mit denselben Problemen konfrontiert sind. Da beide erheblich von der Globalisierung abhängig seien, treffe der derzeitige Rückgang des internationalen Handels Unternehmen vieler Sektoren in beiden Ländern gleichermaßen. Zudem sei in Deutschland wie in China zu erwarten, dass die Kaufkraft privater Haushalte zurückhaltender wird.
Allerdings gebe es in China zurzeit statt einer Inflation wie hierzulande eine Deflation. Einen weiteren Unterschied sieht Bonschab, der mit seiner Firma Tinc International deutsche und europäische Unternehmen im China-Geschäft berät, in dem Vertrauensverlust in die Politik: "In China hat man es mit einer sehr verunsicherten Bevölkerung zu tun, die noch immer unter dem Schock steht einer - kann man sagen - missglückten Corona-Politik der letzten Jahre."
Bonschab: China will Vertrauen wiederherstellen
Viele Unternehmen und Investoren hätten Angst vor staatlicher Willkür und würden Kapitalflucht suchen. Die Wirtschaftspolitik der kommunistischen Führung ziele daher derzeit darauf ab, das Vertrauen wiederherzustellen.
Eine Wirtschafsflaute in China treffe auch die deutsche Wirtschaft, sagt Bonschab. Denn dann könne weniger exportiert werden in das Land - "ganz besonders die Autobranche trifft das momentan sehr hart". Gleichzeitig gefährde der Rückgang von Importen aus China teilweise die Lieferketten.
"Kein echter Abbruch zu erkennen"
Dennoch brauche Deutschland den chinesischen Markt weiterhin. "Meine Erfahrung ist, dass die deutschen Unternehmen - losgelöst von allem, was die Politik sagt - letztlich dann doch weiter investieren in China". Es sei noch "kein echter Abbruch zu erkennen".