Anwohner im slowenischen Ljubno ob Savinji schaufeln Schlamm aus einem Wohnhaus.
Nebojsa Tejic/STA/dpa
Bild: Nebojsa Tejic/STA/dpa Download (mp3, 9 MB)

Interview - Slowenische Journalistin berichtet: "Viele sind ohne alles geblieben"

Unwetter und starker Regen haben in Slowenien schlimme Überschwemmungen ausgelöst. Zwei Drittel des Landes sind betroffen und es gab mehrere Todesopfer. Die Flut sei so schnell gekommen, dass man nichts außer das eigene Leben hätte retten können, erzählt die slowenische Journalistin Tatjana Dolanc.

Tatjana Dolanc ist Journalistin in Slowenien und arbeitet dort für das Radio Slovenija International. Sie sagt über die Folgen der Überschwemmungen in ihrem Land: "Es ist sehr, sehr schlimm". Man könne sagen, den Menschen in Slowenien sei das gleiche wie den Menschen im Ahrtal passiert. "Aber mit Gott sei Dank weniger Opfern", es seien sechs Menschen ums Leben gekommen.

"Viele sind ohne alles geblieben"

 

Dolanc sagt, es habe vor den Unwettern zwar Warnungen gegeben, aber niemand habe dann wirklich geglaubt, dass innerhalb von 24 Stunden die Wassermenge von einem Monat fallen würde. "Da sind dann diese kleinen Bäche zu reißenden Strömen geworden. Die Menschen haben später erzählt, es hätte eine Viertelstunde, eine halbe Stunde gedauert und man hätte nichts mehr retten können - außer sein eigenes Leben."

"Das Hauptproblem ist jetzt erstmal, Straßen wieder zu schaffen." Man müsse die Straßen nicht nur wieder freiräumen, denn viele seien komplett weggeschwemmt worden. "Die Menschen brauchen natürlich jetzt mal am dringendsten überhaupt alle mögliche Unterstützung. Viele sind ohne alles geblieben."

Hintergrund

Nato will Slowenien nach Flut helfen

Die Nato hat angekündigt, Slowenien nach den schweren Überschwemmungen zu helfen.

Aus Brüssel hieß es, dass Generalsekretär Jens Stoltenberg darüber am Abend mit dem slowenischen Ministerpräsidenten Robert Golob telefoniert hat.

Das Wasser soll inzwischen größtenteils abgelaufen sein. Jetzt geht es unter anderem darum, zerstörte Brücken provisorisch zu ersetzen und Straßen wieder befahrbar zu machen. Slowenien braucht nach eigenen Angaben vor allem Räumfahrzeuge.

In den vergangenen Tagen haben schon die EU und mehrere Nachbarstaaten Hilfe geschickt. Aus Deutschland ist das Technische Hilfswerk unterwegs.

Von den Überflutungen sind nach Regierungsangaben zwei Drittel des Landes betroffen. Bis Sonntag sind sechs Tote registriert worden.

Der slowenische Ministerpräsident Golob sprach am Samstag von der "schlimmsten Naturkatastrophe" seit der Gründung des Landes im Jahr 1991.

Auch auf rbb24inforadio.de

In Schwarzenbach in Slowenien sind viele Straßen überschwemmt.
AP/dpa

Interview - Meteorologe: "Absolute Ausnahmesituation" in Slowenien

Auf zwei Dritteln der Landesfläche in Slowenien hat es Überschwemmungen gegeben, wegen schwerer Unwetter mit Starkregen. Mancherorts fielen in drei Tagen 330 Liter Wasser pro Quadratmeter, sagt Michael Köckritz vom ARD-Wetter-Kompetenzzentrum - so viel wie nie zuvor in Slowenien.