Interview - Walter (Linke) zum Höhenflug der AfD: "Brauchen neuen demokratischen Aufbruch"
Im neuen ARD-DeutschlandTrend erreicht die AfD Spitzenwerte bei der Sonntagsfrage. Der Brandenburger Linken-Fraktionsvorsitzende Sebastian Walter sieht bei der Wählerschaft großen Frust, weil die Politik oft wenig mit den Alltagsproblemen der Menschen zu tun habe.
Im neuen ARD-DeutschlandTrend kommt die AfD mit 20 Prozent auf einen Spitzenwert bei der Sonntagsfrage zur Bundestagswahl. In Brandenburg wäre die populistische Partei laut Insa mit 28 Prozent momentan sogar stärkste Kraft.
Sebastian Walter, Fraktionsvositzender der Partei Die Linke im Brandenburger Landtag, spricht von einer Vertrauenskrise in der Politik. Viele Menschen hätten mit Blick auf steigende Kosten den Eindruck, "dass Politik nichts mehr mit den Alltagsproblemen der Menschen zu tun hat, sondern sich oft nur noch um sich selbst dreht und abgehoben ist." Die Politik müsse zeigen, dass sie die tatsächlichen Probleme der Menschen angehe.
Walter (Linke): "Politik hat nichts mehr mit den Alltagsproblemen der Menschen zu tun"
Walter berichtet von einem Beispiel aus dem Unterspreewald, wo eine Brücke seit sechs Jahren gesperrt ist, weil Geldmittel fehlen. "Und da fragen sich die Leute zu Recht: 'Was passiert hier eigentlich?' Über Nacht werden 100 Milliarden für Rüstung bereit gestellt, aber für die Brücke sind keine 200 000 Euro übrig."
Im Kern gebe es auch rechtsextreme Wähler bei der AfD, sagt der Linken-Politiker. "Die werden wir nicht mehr erreichen. Aber wir müssen die erreichen, die vielleicht nicht AfD wählen und trotzdem frustriert sind und gar nicht mehr zur Wahl gehen."
Walter: Müssen Menschen, die gegen Rechtsextreme Haltung zeigen, den Rücken stärken
Walter fordert außerdem, diejenigen stärker zu unterstützen, die sich gegen Rechts einsetzen - anstatt nur darüber zu reden, wie man die AfD einbinden könne. "Eine rechtsextreme Partei ist bisher noch nie dadurch entzaubert worden, dass man sie einbindet oder eben versucht die Tür aufzumachen."
Der Linken-Politiker kritisiert auch den Brandenburger CDU-Fraktionschef Jan Redmann. Dieser könne dafür sorgen, dass in Brandenburg genügend Kita-Plätze vorhanden sind oder die Sparkassen nicht geschlossen werden.
Auch die Linke müsse auf Bundesebene ihre Selbstbeschäftigung beenden, so Walter. "Wir müssen wieder Politik machen und auch überzeugende Angebote machen, so dass wir die Menschen auch erreichen."
