Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD und Parteivorsitzende, und Tino Chrupalla, AfD-Bundesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der AfD, geben zu Beginn der Sitzung ihrer Bundestagsfraktion ein Pressestatement.
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Interview - Politologe Arzheimer: AfD-Erfolg hat nichts mit Protest zu tun

Im aktuellen ARD-DeutschlandTrend landet die AfD in der Sonntagsfrage bei 20 Prozent. Politikwissenschaftler Kai Arzheimer sieht keine Protestwähler, sondern große inhaltliche Übereinstimmungen zwischen Wählern und Partei. Der am häufigsten genannte Wahlgrund der AfD-Anhänger sei: "Die Ausländer!"

Vor zwei Wochen holte die AfD ihren ersten Landratsposten, vor einer Woche ihr erstes Bürgermeisteramt und in der Sonntagsfrage des aktuellen ARD-DeutschlandTrends liegt die Partei mit 20 Prozent auf dem zweiten Platz – eine Partei, die vom Verfassungsschutz als in Teilen (in Thüringen sogar als gesichert) rechtsradikal bewertet wird.

Kai Arzheimer ist Politikwissenschaftler an der Uni Mainz und erforscht rechtsradikales und populistisches Wahlverhalten. Er sieht typische Merkmale, die die AfD-Wähler gemeinsam haben: "Es sind deutlich mehr Männer, […] diese Männer haben meistens mittlere oder niedrigere Bildungsabschlüsse […] und sie sind sozial meist in der Mittelschicht oder unteren Mittelschicht zu verorten."

Wahlgrund für AfD: "Die Ausländer"

Viele der dazugekommenen AfD-Wähler hätten ansonsten eher gar nicht gewählt, große Ströme weg von anderen Parteien sieht Arzheimer nicht: "Das ist eher eine Mobilisierungsleistung." Den Mythos von der Protestwahl will der Politologe deswegen auch nicht stehen lassen – der sei noch nie wahr gewesen. Viel eher sei es so, dass der Großteil der Wähler inhaltlich mit der AfD übereinstimme:

"Wenn man fragt: 'Warum soll denn die AfD gewählt werden?', dann ist die erste Antwort immer: 'Naja, die Ausländer' oder die Zuwanderer oder die Flüchtlinge oder wie immer das formuliert wird." Auch die Einstufung als rechtsextrem durch den Verfassungsschutz würde die Wähler nicht abschrecken, das zeige der Umstand, dass gerade die besonders radikalen Verbände wie in Thüringen und Sachsen den meisten Zulauf hätten.


Beste Strategie gegen Rechts: Gute Politik machen

Die anderen Parteien suchen einen Weg, den Höhenflug der AfD zu stoppen. Die Erfahrung aus dem Ausland zeige, dass eine politische Isolation solcher Parteien erfolgversprechender sei, als die populistischen Themen mitsamt Rhetorik zu übernehmen, sagt Arzheimer: Da profitiere am Ende immer "das Original". Wenn es überhaupt eine Strategie gebe, dann sei das, "gute Politik zu machen, die eigenen Themen stark zu machen, auch eigene Erfolge rauszustellen."

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