Flut in einer Klinik
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Interview - Nonnemacher zur Krankenhausreform: Einteilung der Kliniken in Level überflüssig

Um die finanzielle Schieflage vieler Kliniken zu beheben, plant Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eine große Krankenhausreform. Doch aus den Bundesländern gibt es noch viel Kritik an der geplanten Reform, sagt Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher.

Kann die Krankenhausreform die Kliniken retten? Rund 60 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland schreiben rote Zahlen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach will deswegen die Finanzierung der Kliniken ändern, weg von Zahlungen anhand der behandelten Patienten. Damit die Krankenhausreform in Kraft treten kann, müssen noch die Bundesländer zustimmen.

Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher fordert, dass möglichst viele Kliniken erhalten bleiben. "Wir haben in ganz Ostdeutschland und so auch in Brandenburg nach der Wiedervereinigung ja schon einmal einen Bereinigungsprozess gehabt." In diesem Zuge seien die Kliniken in Brandenburg von 73 auf 54 Häuser an 66 Standorten verringert worden, so die Grünen-Politikern.

Kritik an der Leveleinteilung und an den Qualitätskriterien

 

Die Krankenhausreform sieht vor, dass die Kliniken in drei Kategorien, von Basis bis hochspezialisiert, eingeteilt werden sollen, gemäß derer sie dann bestimmte Leistungen anbieten dürfen. Daran gebe es aber schon länger deutliche Kritik aus allen Bundesländern, egal wer dort regiert, so Nonnemacher.

Die Einteilung der Kliniken in verschiedene Level halten die Bundesländer für überflüssig. "Es ist klar, die Finanzströme werden sich auf der Zuordnung der sogenannten Leistungsgruppen abspielen."

Bei den Kliniken sei durch die geplante Reform bereits viel Verunsicherung entstanden, sagt die Gesundheitsministerin. Das liege auch daran, dass sich die von der Bundesregierung vorgesehenen Qualitätskriterien teilweise auch an hohen Fallzahlen orientieren würden. "Damit haben wir gerade im Osten ein großes Problem. Ich kann nicht an einem Krankenhausstandort in einer kleinen Stadt mit 20 000 Einwohnern Fallzahlen generieren, wie in einer Metropole in Westdeutschland."

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