Unesco-Welterbe-Komitee tagt -
Ist das Welterbe zu retten?
Seit Sonntag tagt in Bonn das Unesco-Welterbe-Komitee. Dort soll nicht nur entschieden werden, welche neuen Stätten aufgenommen werden - aus Deutschland stehen der Naumburger Dom und die Hamburger Speicherstadt zur Debatte -, sondern auch, wie die Kulturgüter geschützt werden können. Denn immer mehr von ihnen werden mutwillig zerstört. Hier finden Sie Beiträge Interviews und Hintergrund zum Thema!
In dieser Woche trifft sich in Bonn das UNESCO-Welterbe-Komitee zu seiner alljährlichen Konferenz (vom 28. Juni bis zum 8. Juli). Die UNESCO ist die Kulturorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Paris. Deutschland führt derzeit den Vorsitz. In Bonn soll bei dieser Konferenz eine Erklärung zum Schutz von Kulturgütern verabschiedet werden. Für die UNESCO wird der Kulturgüterschutz immer schwieriger.
Bokowka prangert globale "Strategie der Säuberung" an
So sprach die Unesco-Generaldirektorin Irina Bokowka kürzlich von einer globalen "Strategie der Säuberung": "Wir haben das in Afghanistan gesehen, in Mali und jetzt im Irak und in Syrien, wo Extremisten Menschen aus religiösen und kulturellen Grunden verfolgen und versuchen, alle Spuren der Geschichte in einer Region auszulöschen, die eine Wiege der menschlichen Zivilisation ist".
Als "tragisch" beschrieb Bokowa (62) die Situation in der vom IS eroberten Oasenstadt Palmyra aus der Antike. "Palmyra muss gerettet werden", sagte sie. Die Unesco tue dabei, was in ihren Kräften stehe: "Wie Sie wissen, hat die Unesco keine Armee - wir können nicht vor Ort intervenieren. Aber wir sichern die Konfliktzone so ab, dass möglichst keine Kulturschätze das Land illegal verlassen". Auch würden ständig Satellitenbilder von der Welterbe-Stätte ausgewertet.
USA zahlen Mitgliedsbeitrag nicht mehr
Denn die USA zahlen ihren Mitgliedsbeitrag nicht mehr, seit Palästina der UNESCO beigetreten ist. Das bedeutet einen Verlust von 25 Prozent des Budgets. Deshalb arbeiten in der Pariser Zentrale heute deutlich weniger Mitarbeiter als noch vor einigen Jahren.
Bildergalerie: Weltkulturerbestätten in Deutschland
Weltkulturerbestätten in Deutschland
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Insgesamt 39 Welterbestätten gibt es in Deutschland, darunter so unterschiedliche wie das Wattenmeer...
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...die Zeche Zollverein Essen...
Bild: dpa-Zentralbild
...das Bauhaus und seine Stätten in Weimar und Dessau...
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Auch die Schlösser und Parks in Berlin und Brandenburg (im Bild Schloss Sanssouci in Potsdam) gehören zum Weltkulturerbe.
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Ebenso wie die Bauten der Berliner Moderne, hier die Hufeisensiedlung in Berlin-Neukölln.
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Bei der Konferenz in Bonn ab dem 28.Juni wird auch über neue Anträge entschieden, darunter zwei aus Deutschland: Der Naumburger Dom in Sachsen-Anhalt...
Die Unesco ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen und zuständig für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Hauptsitz ist Paris. Sie hat 195 Mitgliedstaaten, darunter seit dem 11. Juli 1951 auch die Bundesrepublik Deutschland.
Die Welterbekonvention
Die Geschichte der Welterbekonvention beginnt in Ägypten. Als dort in den 1960er Jahren der Assuan-Staudamm gebaut wurde, drohten die tausende Jahre alten Tempel von Abu Simbel im Wasser zu versinken. Die Unesco rief zu einer Hilfsaktion auf, an der sich 50 Staaten beteiligten. 1972 verabschiedete die Unesco die Welterbekonvention.
Die Welterbeliste
1007 Kultur- und Naturerbestätten in 161 Ländern stehen mittlerweile auf der Welterbeliste - Denkmäler, historische Städte oder Landschaften. 2006 trat zudem ein Abkommen zum Erhalt des immateriellen Kulturerbes in Kraft - es geht um Tanz, Theater und Musik, aber auch um Bräuche und Traditionen.
Welterbestätten in Deutschland
In Deutschland gibt es 39 Welterbestätten: Dazu gehören die Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin, das klassische Weimar oder das Wattenmeer. Zuletzt wurden 2014 das Karolingische Westwerk und die Civitas Corvey in Höxter (NRW) auf die Liste gesetzt.
Neue Stätten
Ein Komitee der Unesco entscheidet Jahr für Jahr, welche Stätten neu auf die Welterbe-Liste kommen. Dabei muss es sich um eine Stätte von "außergewöhnlichem universellen Wert" handeln. Ein Naturerbe soll "von außergewöhnlicher Schönheit" sein, Kulturerbestätten gelten oft als "Meisterwerke der menschlichen Schöpferkraft".