Media Spree [rbb / Soos]

- Stern an der East Side Gallery

Trotz scharfer Proteste wurde das Projekt "Media Spree“ nicht versenkt – aber verändert. Inzwischen residiert unter anderem Mercedes am Spreeufer im linken Friedrichshain.
Trotz scharfer Proteste wurde das Projekt "Media Spree“ nicht versenkt – aber verändert. Inzwischen residiert unter anderem Mercedes am Spreeufer.

Seit diesem Sommer ist der Mercedes-Stern auch im links-alternativen Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gut sichtbar – er dreht sich über der neuen Mercedes-Vertriebszentrale, die vom Potsdamer Platz ans Spreeufer nahe der East Side Gallery und der O2-Arena gezogen ist. Wer hätte das jemals gedacht.

Auch das übrige Areal in diesem Teil Berlins, nicht weit vom Ostbahnhof, entwickelt sich rasant. Neue Luxus-Apartments wachsen in den Himmel, mehrere Stockwerke stehen schon. Am nahe dem S-Bahnhof Warschauer Straße ist ein neues Einkaufszentrum geplant. Bis 2020 soll ein komplettes Stadtviertel entstanden sein.

Den besten Blick hat man übrigens von der Brommy-Straße gegenüber in Kreuzberg, dort, wo die neue Fußgänger-Brücke über die Spree entstehen soll.

Inforadio-Reporter Oliver Soos ist am Donnerstag mit dem Ü-Wagen auf dem Gelände an der East Side Gallery unterwegs und spricht mit einem Experten über die Entwicklung vor Ort.

Living Levels sorgt für Skepsis

"Living Levels" heißt das Wohnhaus, übersetzt etwa: Wohn-Stockwerke oder Lebende Ebenen. Direkt hinter der Mauer mit der Eastside Gallery befindet sich die große Baustelle, die das Hochhaus um etwa 10 Meter überragt. Eine Höhe von 63 Metern ist geplant. Gegenüber davon befindet sich das neue Mercedes-Hochhaus mit 50 Metern Höhe.

Die Bauvorhaben sorgen für Proteste. Das Bündnis Eastside Gallery retten tritt nun verstärkt in Erscheinung und hat auch Protestkonzerte organisiert.

Die Touristen, die Oliver Soos befragte sind größtenteils eher skeptisch, für sie ist das geplante Haus eine Gefahr für die Atmosphäre des Ortes, es sehe hässlich aus, mindere und zerstreue die Stimmung. Andere sprechen für den Fortschritt, sehen die Baustellen als ein Zeichen dafür, dass die Stadt lebt und in Bewegung ist.

"Living Levels" wird ein glasbetonter Wohnturm mit Wohneinheiten, die unterschiedlich weit aus dem Ganzen herausragen, was zu einer bewegten Fassade führt. Verantwortlich ist ein Investor aus dem Vogtland. 45 Wohnungen sollen entstehen, die dem oberen Preissegment zuzuordnen sind. Bäume auf den Dächern, Farbenspiele sind geplant.

Verriegelter Spreeblick

Der Baustadtrat von Friedrichshain/Kreuzberg Hans Panhoff (Bündnis 90/Die Grünen) kritisiert den Turm, allerdings sind ihm die Hände gebunden, denn weder Senat noch Bezirk waren dazu in der Lage das Grundstück zurückzukaufen. Noch viel schlimmer findet Panhoff aber was ein israelischer Investor direkt daneben plant, und zwar einen 110-Meter-langen und 40 Meter hohen Block für ein Hotel und weitere Wohnungen - und der würde dann sehr massiv an der Eastside Gallery stehen, und, so Panhoff, die Anmutung des Denkmals zerstören. "Es gibt ja noch genug Platz in Berlin", sagt er, "um Hotels unterzubringen und auch Wohnraum". Das müsse nicht ausgerechnet an dieser Stelle passieren, weil das eine Stelle sei, die man der Bevölkerung überlassen sollte: Die Sonnenseite der Spree. Das Hochhaus sei nicht mehr zu verhindern, bei dem Längsriegel bestehe vielleicht noch eine Chance.

Das Protestbündnis "Eastside Gallery retten" versucht nun mit einem Gutachten gegen die Baupläne vorzugehen, da aus ihrer Sicht der Denkmalschutz verletzt werde. Viele der Strandbars und Clubs sind bereits verschwunden, eine Einrichtung möchte der Baustadtrat allerdings retten und dabei handelt es sich um den Künstlerhof Young African Arts Market, kurz YAAM.

Denn das YAAM sei ein Verein, der sich stark um afrikanische Kultur kümmere und mehr Anspruch auf Erhaltung habe als eine reine Strandbar, wo man "bei Sonnenuntergang einen Cocktail an der Spree trinken" könne. Der Bezirk Kreuzberg bemüht sich nun für das YAAM eine Fläche an der Schillerbrücke zu bekommen, wo früher einmal der Club Maria am Ostbahnhof war.

Das Areal am S- und U-Bahnhof Warschauer Straße