Freiwillige Helfer von "Moabit hilft" versorgen die vor dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales auf Bearbeitung ihrer Anträge wartenden Flüchtlinge und verteilen Wasser und Lebensmittel © imago/Christian Mang
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Ihr Thema - Sie und Ihr Anliegen im Inforadio - Stichwort: Hilfe für die Helfer

Die Flüchtlingskrise hat in vielen Bürgerinnen und Bürgern das Beste hervorgebracht: Ihre Hilfsbereitschaft. Ohne die Ehrenamtlichen und die spontan helfenden wäre die Situation der Flüchtenden auch in Berlin noch viel schwieriger, als sie es ohnehin ist. Doch die Helferinnen und Helfer fühlen sich zunehmend alleine gelassen. Sie opfern sich selbst auf und brennen dabei aus. Inforadio-Reporter Dominik Lenz fasst die Problematik zusammen.

Sie sind Studenten, Schüler, Ärzte, Dolmetscher, Handwerker, sie nehmen sich Urlaub oder gehen nach der Arbeit in Flüchtlingsunterkünfte, um dort Hilfe zu leisten. Sie heißen ankommende Flüchtlinge willkommen, sie unterstützen bei der Registrierung, organisieren die Essensausgabe, leisten medizinische Hilfe, sammeln und verteilen Spenden und im Notfall nehmen sie Menschen mit nach Hause.

Innerhalb kürzester Zeit haben sich in allen Stadtteilen Willkommensinitiativen gegründet, die sich übers Internet organisieren und bei der Versorgung und Integration der Flüchtlinge helfen. Ihnen hat Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller seinen Dank ausgesprochen. Er sei stolz auf die Solidarität und das großartige Engagement der Berlinerinnerinnen und Berliner.

Professionelle Hilfsorganisationen schlagen Alarm

Doch die Helfer fühlen sich im Stich gelassen, sagt Martina Schröder. Sie hat die Initiative Willkommen in Wilmersdorf mitgegründet und ist seit Wochen nur noch mit der Organisation von Spenden und Anfragen beschäftigt. Die Politik verlasse sich auf die Ehrenamtlichen und wälze öffentliche Aufgaben auf sie ab. Viele von ihnen seien am Rand ihrer physischen und psychischen Belastung.

"Hilfe für die Helfer" fordern darum nun professionelle Hilfsorganisationen, denn die Helfer selbst denken zuerst an die Flüchtlinge, nicht an die eigene Belastungsgrenze. Es bestehe die Gefahr, dass sich Ehrenamtliche innerhalb kürzester Zeit aufreiben in dem Wunsch, überall helfen zu wollen. Supervision wird hier und da angeboten, denn die Geschichten von Krieg und Gewalt der Geflüchteten lassen auch die Helfer nicht mehr los. Doch eine organisierte Hilfe oder zentrale Anlaufstelle für die Helfer gibt es nicht. Auch der Politik scheint klar geworden zu sein, dass sie sich nicht unbegrenzt auf die Kraft der Ehrenamtlichen verlassen kann. So stellte die Integrationsbeauftragte des Bundes spontan 3,5 Millionen Euro für Flüchtlingsinitiativen bereit, damit die die Chance haben, sich professionell zu organisieren.

"Wir müssen geschützt werden - auch vor uns selbst"

"Wir müssen geschützt werden, auch vor uns selbst", sagte eine Helferin dem Inforadio. Ein Freiwilliger am Ende seiner Kräfte könne eben auch nicht mehr das leisten, was er eigentlich tun möchte: schnell und unbürokratisch helfen.

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Berliner verteilt Lebensmittel an Flüchtlingskinder vor dem Lageso (Quelle: imago/Christian Mang)
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Sie und Ihr Anliegen im Inforadio - Ihr Thema - Hilfe für die Helfer

Die enorme Solidarität und Hilfsbereitschaft, die die Flüchtlingskrise auch in Berlin und Brandenburg in den Menschen zu Tage gefördert hat, hat auch Schattenseiten: Die freiwilligen Helfer denken mehr an die Flüchtlinge als an sich, reiben sich auf und fühlen sich zunehmend von den Behörden im Stich gelassen. Außerdem werden sie mit Schicksalen und Geschichten konfrontiert, die schwer zu verdauen sind. Deswegen schlagen professionelle Hilfsorganisationen und freiwillige Helfer Alarm: Die Helfer brauchen Hilfe. Das ist in dieser Woche "Ihr Thema" - und damit auch unseres.