- Co-Pilot verheimlichte Erkrankung

Bei den Ermittlungen zur Absturzursache des Germanwings-Fluges 4U9525 am vergangenen Dienstag sind neue Details bekannt geworden. Wie die Staatsanwaltschaft Düsseldorf mitteilte, wurden in der Wohnung des 27-Jährigen mehrere "Dokumente medizinischen Inhalts" sichergestellt. Aus ihnen geht hervor, dass er am Tag seiner Tat eigentlich krankgeschrieben war. Inzwischen zog der Bundesverband BDL erste Konsequenzen: Auch für deutsche Fluggesellschaften gilt ab sofort die Regel, dass im Cockpit grundsätzlich zwei Personen sitzen müssen.

Den Angaben zufolge wurden unter anderem "zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen" gefunden. Nach vorläufiger Bewertung stütze dies die Annahme, dass der Verstorbene seine Erkrankung gegenüber dem Arbeitgeber und dem beruflichen Umfeld verheimlicht hat. Um welche Krankheit es sich handelte, blieb zunächst offen.

Die Ermittler nehmen an, dass der 27 Jahre alte Copilot "seine Erkrankung gegenüber dem Arbeitgeber und dem  beruflichen Umfeld verheimlicht hat".

In seiner Düsseldorfer Wohnung seien jedoch weder ein Abschiedsbrief noch Bekennerschreiben gefunden worden, es gebe keine Anhaltspunkte für einen politischen oder religiösen Hintergrund.

Die Wohnung war am Donnerstag etwa vier Stunden lang durchsucht worden. Danach verließen Beamte mit Umzugkartons das Haus am Düsseldorfer Stadtrand. Grundlage der Durchsuchung war ein Ersuchen der französischen Justiz. Auch im Elternhaus des Piloten im rheinland-pfälzischen Montabaur im Westerwald wurden Polizisten vorstellig.

Mehrere Medien berichteten, bei den Durchsuchungen seien Hinweise auf eine psychische Erkrankung von Andreas L. gefunden worden. Der junge Mann habe vor Jahren bereits seine Piloten-Ausbildung wegen Depressionen unterbrechen müssen, berichtete der "Spiegel" unter Berufung auf Lufthansa-Kreise. Ärzte bescheinigten ihm danach erneut die Flugtauglichkeit.

Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung befand sich der junge Mann vor sechs Jahren insgesamt eineinhalb Jahre in psychiatrischer Behandlung. Er sei in seinen Flugschulkursen mehrfach wegen Depressionen zurückgestuft worden. Beim Abschluss der Ausbildung 2009 sei eine "abgeklungene schwere depressive Episode" diagnostiziert worden. Auch die Akte des Copiloten beim Luftfahrtbundesamt weise auf psychische Probleme hin: Darin befinde sich der Vermerk "SIC". Das Bundesverkehrsministerium wollte sich unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht zur Existenz eines solchen Vermerkes äußern.

"Zwei-Personen-Regel" wird eingeführt

Inzwischen haben die Behörden eine erste Konsequenz aus der Germanwings-Katastrophe gezogen. Ab sofort gilt die Vorschrift, dass zu jedem Zeitpunkt des Fluges zwei Menschen im Cockpit sitzen müssen. Wenn einer der beiden Piloten seinen Platz verlässt, etwa um die Toilette aufzusuchen, muss so lange ein anderes Crewmitglied - etwa ein(e) Flugbegleiter(in) - im Cockpit anwesend sein.

Die größten deutschen Fluggesellschaften kündigten bereits an, dass sie die Zwei-Personen-Regel einführen wollen.

Der Copilot steht im Verdacht, die Germanwings-Maschine mit weiteren 149 Menschen an Bord am Dienstag vorsätzlich zum Absturz gebracht zu haben. Die Auswertung des Voice Recorders der Maschine hatte ergeben, dass der Pilot das Cockpit verließ. Unmittelbar darauf programmierte der Co-Pilot den Autopiloten auf Sinkflug und verriegelte von innen die Cockpittür. Auch auf die Funksprüche der französichen Fluglotsen reagierte er nicht.

Gedenken in Haltern am See

Am Vormittag nahm Bundespräsident Joachim Gauck an einem Gedenkgottesdienst im westfälischen Haltern teil.

16 Schüler und zwei Lehrerinnen des dortigen Gymnasiums waren an Bord des Airbus, der am Dienstag auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen an einem Bergmassiv zerschellte.

Die Bergungsarbeiten können sich in dem unwegsamen Gelände hinziehen. Die eigentliche Absturzstelle liegt in einem unwegsamen Gelände, das nur zu Fuß oder per Helikopter zu erreichen ist. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Suche nach dem zweiten Flugschreiber, der weitere Erkenntnisse zum Geschehen im Cockpit liefern könnte.

Die Fluggesellschaft Germanwings, eine Lufthansa-Tochter, eröffnet am Samstag in der Nähe der Absturzstelle ein Betreuungszentrum für Angehörige. Für Freitag war ein vierter Sonderflug mit Hinterbliebenen aus Barcelona geplant.

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Die Tragödie von Flug 4U9525

Der "schwärzeste Tag in der langen Unternehmensgeschichte der Lufthansa und ihrer Tochterfirma" - so nannte Konzernchef Carsten Spohr den Absturz des Germanwings-Airbus am 24. März 2015 über den südfranzösischen Alpen. Fassungslosigkeit und Trauer wurden noch einmal verstärkt durch die Meldung, dass die Katastrophe vom Co-Piloten der Maschine absichtlich herbeigeführt wurde. Vier Monate nach dem Absturz der Maschine kommen hunderte Angehörige wieder zu einer Trauerfeier am Absturzort zusammen. Doch die Trauer wird überschattet vom Streit um Entschädigungen. Wir haben alle Informationen rund um den Absturz noch einmal für Sie zusammengefasst.