Die Schauspielerin Sophie Rois [Imago/Anan Sesa]
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- Mit Sophie Rois gegen die XXL-Weihnachtsdepression

Am Heiligen Abend schließen wir den diesjährigen Adventskalender unserer Kulturredaktion. 24 Tage lang begleitete uns das Motto "Mehr Lametta". Weihnachten XXL und die Schattenseiten von Kauflust und Genusssucht standen auf dem Programm. Zum frohen Fest liest jetzt die Schauspielerin Sophie Rois im Adventstürchen von Ute Büsing gegen die Weihnachtsdepression.

Einmal nicht: "Und es begab sich..." oder: "Ihr Kinderlein, kommet...", sondern: "Probleme, Probleme" und: totale Verweigerung in der gleichnamigen heiteren Geschichte von Ingeborg Bachmann. Sophie Rois hat sich die Erzählung aus dem Wien der 60er Jahre ausgesucht, um die Weihnachtsdepression zu vertreiben.

"Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht diese Figur, die Beatrix, 20 Jahre alt, die eigentlich nur gerne zum Frisör geht und schläft. Dabei aber durchaus nicht dumm ist. Die sich aber jedem Erlebnis und jeder Erfahrung sehr stark verweigert. Und diese Art von Verweigerung, die die Bachmann da so leicht hingeschrieben hat ..... - jetzt hören wir hier den Durchruf vom Theater - ... diese Art von Verweigerung provoziert bei mir immer so ein Gefühl von einem fröhlichen Anarchismus", so Sophie Rois.

Credo der Rois. Die preisgekrönte wandlungsfähige 54-Jährige spielt gerne verrückte Rollen in Film, Fernsehen und auf der Bühne. Gerade gehört sie wieder zum Ensemble der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Kurz vor der siebenstündigen "Karamasow"-Adaption von Frank Castorf treffen wir uns in ihrer stilvoll altmodischen Garderobe, die den Geist des 100 Jahre alten Hauses atmet. Diese Atmosphäre befeuert ihre Sympathie für die Bachmann'sche Beatrix, die alles verweigert.

"Alles, was wir heute dauernd denken, machen zu müssen und sein zu müssen, nämlich neugierig bis ins Grab, aufgeweckt, interessiert, fit. Jetzt nehmen wir uns noch vor, nächstes Jahr aufzuhören zu rauchen und weniger Fleisch zu essen und auch vegane Schuhe zu tragen. Alle diese Aufforderungen deprimieren mich, genauso wie ich keine lustigen Radiosender ertrage. Immer wenn's so: 'Hey....' morgens schon losgeht, dann möchte ich gleich gar nicht mehr leben. Deswegen bin ich wahrscheinlich auch an der Volksbühne gelandet, weil diese Art von Frank Castorf von ''Oh, Gott, was machen wir denn jetzt? Was sollen wir denn da? Na ja, keene Lust!' das hat etwas zutiefst Entspannendes, aus dem heraus man dann agieren kann."

Die Lesung der Schauspielerin Sophie Rois gegen die Weihnachtsdepression findet am 25.12.2015 um 18:00 Uhr im Großen Haus der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburger-Platz statt. Es gibt nur noch Restkarten nach Verfügbarkeit an der Abendkasse.