In meiner Zeit als Klavierlehrerin und Hotelpianistin habe ich immer wieder eine lustige Entdeckung gemacht. Der Über-Klassiker, der Hit unter den Klavierhits ist nicht „Für Elise“, auch nicht das neuere „Fabelhafte-Welt-der-Amelie“-Musikstück. Wo die Leute tatsächlich dahinschmelzen, sobald ich nur die ersten paar Noten anspiele, ist "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" von Karel Svoboda, die Musik zum tschechischen Film von 1973.

Kinder tanzen, Erwachsene singen und bekommen Gänsehaut, Klavierschüler reißen sich drum, das Stück zu spielen, fein gekleidete Hotelgäste bitten um eine Zugabe, wollen die Noten haben, erzählen, dass dies ihr Hochzeitslied war: "... das klingt wie lauter Glöckchen ..."

Als ob es Glöckchen nur an Weihnachten gäbe. Aber ja doch, mit ein paar Kling-Glöckchen kriegt jedes Stück Musik gleich Weihnachtsatmosphäre. Jingle Bells, die jingeln in jedem Jazzy-Christmas-Standard - und, ja auch bei den Inforadio-Kalendertürchen.

Der Weihnachtsmann mit Schlitten und Rentieren, das ist ja eher ein amerikanisches Bild, weshalb Frank Sinatra und Co. auch oft von Schlittenglöckchen singen. Aber auch in deutschen Liedern läuten Glöckchen das Fest herbei: Kirchenglocken oder das Glöckchen, das ins Gabenzimmer ruft.

Bei Aschenputtel hingegen schellen wirklich die Schlittenglocken. Lustigerweise ist das Aschenputtel-Märchen an sich ja keine Weihnachts-, nicht mal eine Wintergeschichte. Die Tschechen haben es wohl in den Schnee verfrachtet, um eine Adventstradition zu erschaffen, was ihnen ja wahrhaftig gelungen ist. Ähnliches gilt für "Hänsel und Gretel", die Kinderoper, die jeden Dezember im Theater läuft, und die mit Weihnachten höchstens die Lebkuchen am Hexenhaus gemeinsam hat. Aber auch bei Hänsel und Gretel im Sommerwald klingen die Glöckchen, getragen von 14 Engelein.