- Kein Recht auf Wegsehen

Mit einer gemeinsamen Gedenkstunde haben Bundestag und Bundesrat am Freitag an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren erinnert. Bundestagspräsident Lammert dankte in seiner Rede den Nachbarstaaten Deutschlands für ihre Bereitschaft zur Versöhnung. Der Historiker Heinrich August Winkler rief Deutschland auf, zu seiner internationalen Verantwortung zu stehen. Sabine Müller aus dem Hauptstadtstudio berichtet.  

Im Bundestag ist am Freitag an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa vor 70 Jahren erinnert worden.  

Bundestagspräsident Norbert Lammert würdigte die Soldaten der westlichen Alliierten und der Roten Armee. Der 8. Mai sei für den ganzen Kontinent ein Tag der Befreiung gewesen, sagte Lammert im Bundestag.  Man gedenke heute der Millionen Opfer eines beispiellosen Vernichtungsfeldzugs gegen andere Nationen und Völker, gegen Slawen, gegen die europäischen Juden. Die Bereitschaft der Nachbarn Deutschlands zur Versöhnung sei historisch beispiellos.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) bei einer Gedenkstunde im Deutschen Bundestag. (Bild: dpa)
Lammert: 8. Mai war für ganzen Kontinent ein Tag der Befreiung | Bild: dpa-Zentralbild

Besondere Verpflichtung für Ost- und Mitteleuropa

Der Historiker Heinrich August Winkler rief Deutschland auf, zu seiner internationalen Verantwortung zu stehen. Eine besondere Verpflichtung habe Deutschland nach den Verbrechen der Nationalsozialisten für die Länder Ost- und Mitteleuropas, sagte er.

"Ein verantwortlicher Umgang mit der Geschichte zielt darauf ab, verantwortliches Handeln in der Gegenwart möglich zu machen", sagte Winkler. Es lasse sich "weder aus dem Holocaust noch aus anderen nationalsozialistischen Verbrechen noch aus dem Zweiten Weltkrieg insgesamt ein deutsches Recht auf Wegsehen ableiten." Mit den Verbrechen der Nationalsozialisten könne kein Beiseitestehen begründet werden, mahnte der 76-Jährige. Deutschland soll aus Winklers Sicht durchaus zusammen mit anderen Staaten im Sinne der Schutzverantwortung der Völkergemeinschaft tätig werden.

Warnung vor Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus

Winkler prangerte Fremdenfeindschaft und antisemitische Gewalt in Deutschland und anderen Ländern an. Es gelte, "die eigentliche Lehre der deutschen Geschichte der Jahre 1933 bis 1945 zu beherzigen: die Verpflichtung, unter allen Umständen die Unantastbarkeit der Würde jedes einzelnen Menschen zu achten".

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Ende Zweiter Weltkrieg - Kapitulationsurkunde (Bild: dpa)
dpa-Zentralbild

70 Jahre nach Kriegsende

Um 23:01 Uhr am 8. Mai 1945 trat die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Kraft. Der Alptraum Zweiter Weltkrieg war vorbei. Wir erinnern an diesen Tag mit Reportagen und Interviews. So haben wir eine Zeitzeugin dabei begleitet, wie sie den Bunker nach 70 Jahren wieder betrat, der ihr damals das Leben rettete. Wir sprechen mit dem Direktor des Deutsch-Russischen Museums in Berlin-Karlshorst, in dessen Räumen damals die Kapitulation unterschrieben wurde.