Krieg in der Ukraine - General Schwalb: "Putin hat sich gravierend verrechnet"

Seit Donnerstag greift Russland die Ukraine an. Reiner Schwalb, Brigadegeneral der Bundeswehr außer Dienst, glaubt, dass Putin sich verrechnet hat: Er habe geglaubt, Europa und NATO spalten zu können - stattdessen seien die Reihen noch stärker geschlossen.

Wie kann es in der Ukraine weitergehen? Reiner Schwalb ist Brigadegeneral der Bundeswehr a.D. und hatte bisher die Haltung, dass man mit Russland mehr reden müsse. Die jüngsten Geschehnisse haben auch seine Sicht erschüttert: "Es war ein völlig unprovozierter Angriff und eine Tragödie und Katastrophe, die Russland damit erzeugt hat. Mehr Reden funktioniert wirklich nur dann, wenn Russland von der jetzigen Politik Abstand nimmt. Es sieht zurzeit nicht so aus."

Der jetzt begonnene Krieg könne sehr lange dauern, befürchtet Schwalb, weil "ein Krieg ja nicht fertig ist, wenn Militärs irgendetwas erobert haben, insbesondere dann nicht, wenn Partisanenkampf startet. […] Da hat sich Russland mit Sicherheit verkalkuliert."

"Putin dachte, er könne Europa und NATO spalten"

Auch in einer anderen Frage habe sich Putin "gravierend verrechnet", sagt Schwalb: "Er dachte, er könne Europa und NATO spalten. Das Gegenteil ist geschehen, die Reihen sind stärker geschlossen." Das sei auch genau das, was Putin davon abhalten könne, nach der Ukraine noch weitere Staaten anzugreifen.

Mittlerweile hat auch Russland wieder die Bereitschaft zu Gesprächen signalisiert. Schwalb könnte sich als ein Ergebnis solcher Gespräche vorstellen, dass die Ukraine eine neutrale Rolle einnehmen könnte. Wenn allerdings Putin in der Entwicklung einer Demokratie in der Ukraine die eigentliche Gefahr für ihn selbst und seine Macht sehe, dann habe er wenig Hoffnung.