Download (mp3, 10 MB)

Krieg in der Ukraine - Politologe: "Russland wird mit Sicherheit der Verlierer sein"

Der Politologe Michael Staack analysiert einige Wortmeldungen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine beim Weltwirtschaftsforums in Davos. Außerdem erklärt er, man müsse in eine Situation kommen, in der Russland und die Ukraine wieder bereit seien zu verhandeln.

Beim Weltwirtschaftsforum in Davos hat der US-Diplomat Henry Kissinger der Ukraine geraten, Gebiete an Russland abzutreten, damit ein Friedensschluss möglich werde. Michael Staack, Politologe an der Bundeswehruniversität in Hamburg, erklärt, diese Position sei keine Aufforderung zur Kapitulation. Kissinger habe lediglich seine Auffassung wiederholt, die er schon seit 2014 vertrete.

"Er ist der Meinung, dass auf dieser Grundlage eine Regelung zwischen Russland und der Ukraine möglich ist", so Staack und weiter: "Ich denke, in einem Krieg ist es sehr schwierig, anderen Staaten, Kriegsteilnehmern, zu empfehlen, welche Gebiete sie abzutreten hätten."

Gespräche über beherrschte Gebiete hinter den Kulissen

 

In der Europäischen Union gebe es eine Mehrheitsströmung, die davon augeht, dass die Gebiete an die Ukraine zurückgegeben werden sollten, die bis zum 23. Februar von der Ukraine beherrscht wurden. Eine Diskussion über die Krim oder den Donbass, der zu diesem Zeitpunkt bereits unter russischer Kontrolle war, werde hinter den Kulissen auch in westlichen Hauptstädten geführt, erklärt der Politologe.

"Scholz hat völlig Recht, der Krieg wird von Russland nicht gewonnen werden, das ist vom ersten Tag an klar gewesen", sagt Staack zum Redebeitrag des deutschen Bundeskanzlers. Russland zahle einen politischen, wirtschaftlichen, diplomatischen, militärischen und auch humanitären Preis.

Politologe sieht bei Russland keine Bereitschaft zu Verhandlungen

 

Es gebe auch Interessen daran, dass Russland in den nächsten Jahren wieder so eingebunden werden könne, dass das Land kein dauerhafter Störfaktor bleibe. Der Politologe erklärt, man müsse in eine Situation kommen, in der beide Seiten wieder bereit seien zu verhandeln. "Insbesondere in Russland sehe ich diese Bereitschaft allerdings nicht", so Michael Staack.