Krieg in der Ukraine - Militärexperte: "Einfluss des Westens auf Putin geht gegen Null"

Wie kann der Krieg in der Ukraine enden? Aus Sicht des Militärhistorikers Sönke Neitzel von der Universität Potsdam gibt es nur drei mögliche Szenarien. Allerdings liege es nicht in der Hand des Westens, über den Ausgangs des Kriegs mitzubestimmen.

Putin habe die Ukraine überschätzt und zu Beginn des Angriffs auf die Ukraine nicht sein gesamtes Militärpotential entfaltet. Das Ziel eines schnellen "Enthauptungsschlages" sei gescheitert, betont Neitzel. "Allerdings ist der Krieg jetzt nicht vorbei." Nach dieser Fehleinschätzung werde Putin nun sein ganzes militärisches Potential entfalten. Putin habe keine Skrupel und noch viele Möglichkeiten. Die Chancen, dass die Ukraine dieser zweiten Angriffswelle standhalte, stünden nicht sehr gut, so der Militärhistoriker.

Neitzel: Putin setzt vollständig auf militärische Karte

 

Da der russische Präsident vollständig auf die militärische Karte setze, gebe es nur drei mögliche Szenarien für den Ausgang des Krieges: Entweder Russland nehme die Ukraine ein und schaffe so Fakten, oder die ukrainische Armee schaffe es, die russischen Truppen zurückzudrängen – "davon geht keiner aus", so Neitzel. Die dritte Möglichkeit sei, dass es die Ukrainer schaffen, die russischen Truppen irgendwo zu Stehen zu bringen. "Das wäre dann der Moment für Verhandlungen", sagt Neitzel.

In dieser Situation könne eigentlich nur China vermitteln und Druck auf Putin ausüben. "Aber danach sieht es zur Zeit leider nicht aus." Klar sei, dass es nicht in der Hand des Westens liege, den Verlauf des Krieges zu beeinflussen. "Das Entscheidende wird sein, wie verläuft dieser Krieg militärisch", sagt Neitzel. Der Westen habe bereits erfolglos versucht zu verhandeln. "Die Einflusmöglichkeiten, die der Westen auf Putin hat, sind praktisch gen Null", so Neitzel.