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Krieg in der Ukraine - Ex-Militärattaché Schwalb: "Putin ist Opfer seiner eigenen Propaganda geworden"

Deutet Wladimir Putins Rede am Tag des Sieges in Moskau auf einen Strategiewechsel beim Angriff auf die Ukraine hin? Reiner Schwalb, ehemaliger Militärattaché der deutschen Botschaft in Moskau, vermutet, dass sich Russland jetzt vorrangig auf den Donbass konzentrieren wird.

Nach der Rede von Wladimir Putin zum Tag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland waren sich viele Beobachter einig, dass die Wortwahl des russischen Präsidenten nicht direkt eine weitere Eskalation des Krieges in der Ukraine bedeutet.

Auch Reiner Schwalb, ehemaliger Militärattaché der Bundeswehr in der deutschen Botschaft in Moskau, war erleichtert. "Obwohl ich aber auch gestehen muss, dass ich keine Generalmobilmachung erwartet habe." Neben dem wiederholten Narrativ, dass die NATO an allem schuld sei, waren für den Bundeswehrgeneral a.D. vor allem Putins Aussagen zum Donbass interessant.

Angriff während der Tauperiode geradezu idiotisch

 

"Das Putin besonders betont hat, ich zitiere: Wir kämpfen für unsere Leute im Donbass. Das ist doch eine Abkehr des bisherigen Narrativs." Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich Putin zukünftig vor allem mit seinen Bodentruppen auf den Donbass und den Süden der Ukraine konzentrieren wolle, um dann doch eine Verhandlungslösung anzustreben, glaubt Schwalb.

Insgesamt sei Putin bei seinem Angriff auf die Ukraine Opfer seiner eigenen Propaganda geworden. "Kein normaler Planer würde auf die Idee kommen, Ende Februar, Anfang März, wenn die Tauperiode nördlich von Kiew beginnt, anzugreifen, wenn es dort nur Straßen gibt und ansonsten Sümpfe." Das sei geradezu idiotisch, sagt der ehemalige Militärattaché. Es sei denn, Putin habe wirklich erwartet, gar nicht kämpfen zu müssen.