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Krieg in der Ukraine - Memorial-Mitbegründerin Scherbakova: "In Wirklichkeit ist die Stimmung in Russland bedrückt"

Russland feiert am 9. Mai den Sieg über Hitler-Deutschland. Es soll ein Tag des Triumphs sein. Doch angesichts der militärischen Rückschläge in der Ukraine, könnte das Vertrauen in Wladimir Putin brüchig werden, glaubt Irina Scherbakowa von der Menschenrechtsorganisation Memorial.

Am Montag hat Russland den Tag des Sieges über Nazi-Deutschland vor 77 Jahren mit einer traditionellen Militärparade durch Moskau gefeiert. Tausende Soldaten marschierten über den Roten Platz, gefolgt von Panzern, Raketenwerfern und begleitet von einer Flugshow. Es soll ein Tag des Triumphs sein, mitten im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Proteste gegen den Krieg sollen am Tag des Sieges mit aller Macht verhindert werden. Deswegen hat die in Russland inzwischen verbotene Menschenrechtsorganisation Memorial im Internet eine Plattform geschaffen, auf der man zumindest virtuell auf dem Roten Platz in Moskau gegen den Angriff auf die Ukraine protestieren kann, erklärt Memorial-Mitbegründerin Irina Scherbakowa.

Kein Jubel für den Krieg in der Ukraine

 

Obwohl die Militärparade zum Tag des Sieges in Moskau traditionell von der russischen Bevölkerung gern gesehen werde, löse der Krieg gegen die Ukraine keine so positiven Gefühle aus, erklärt die Menschenrechtsaktivistin, die in Israel im Exil leben muss. "Viele Menschen sind seit Jahrzehnten Opfer der Propaganda geworden, aber das bedeutet nicht, dass sie diesen Krieg bejubeln."

In Wirklichkeit sei die Stimmung in Russland auch am Tag des Sieges in vielerlei Hinsicht bedrückt, so Scherbakowa. Mit Angst habe man beispielsweise eine weitere Mobilisierung befürchtet, weil der Angriff auf die Ukraine schon so viele russische Opfer gefordert habe. Weil es auch weiterhin nicht nach einem russischen Sieg in der Ukraine aussehe, glaubt die Aktivistin, dass auch in Russland bald immer weniger Menschen an Putins Rechtfertigungen für den Krieg glauben werden.