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Krieg in der Ukraine - Ukraine-Expertin: "Wir sind alle betroffen von diesem Krieg"

Jeder, der in die Ukraine reise, komme verändert zurück, sagt Marieluise Beck, Gründerin der Nichtregierungsorganisation "Zentrum Liberale Moderne". Sie hält die Reise-Diplomatie für wichtig, weil "wir wenig Vorstellung davon haben, was realer Krieg heißt."

"Es ist gut für jeden und jede, die reisen. Wir sind ja alle Nachkriegsgeborene und wir haben wenig Vorstellung davon, was realer Krieg heißt", sagt Marieluise Beck, Gründerin der Nichtregierungsorganisation "Zentrum Liberale Moderne" und Ex-Staatssekretärin von Bündnis 90/Die Grünen.

Dass sich CDU-Parteichef Merz nach seiner Reise in die Ukraine mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) treffen will, gebe die Chance, dass die beiden zusammenarbeiten, sagt Beck. Es müsse ein nationales Zusammenstehen geben, "denn wir sind alle betroffen vom Krieg."

Zu den Unstimmigkeiten zwischen Berlin und Kiew in Bezug auf mögliche Reisen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzler Scholz erklärt die Ukraine-Expertin: Der ukrainische Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk sei im Laufe der Jahre immer verzweifelter über Deutschlands Politik gegenüber Russland geworden. "Der Krieg hat ja nicht jetzt begonnen, sondern der Krieg geht seit acht Jahren."

In der Zeit seien in Deutschland viele Entscheidungen getroffen worden, die die Ukraine verletzlicher gemacht haben. Als Beispiel nennt Beck den Bau der Pipeline Nord Stream 2. Deutschland habe wegen des Zweiten Weltkriegs eine historische Verantwortung gegenüber der Ukraine, damit müsse man sich mehr beschäftigen, so Marieluise Beck.

Hintergrund

Der CDU-Vorsitzende Friedrlich Merz hat sich nach seinem Besuch in der Ukraine erschüttert über das Ausmaß der Kriegszerstörungen geäußert.

Das gelte vor allem für den Kiewer Vorort Irpin, sagte er am Abend im ZDF. In Irpin seien auch Kirchen, Kulturzentren, Kindergärten und Krankenhäuser Ziel russischer Angriffe gewesen.

Merz betonte, Deutschland stehe fest an der Seite der Ukraine. Das habe er auch Präsident Wolodymyr Selenskyj versichert.

Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sagte im rbb24-Inforadio, als Oppositionsführer wollte Merz ein "markantes Zeichen" setzen. Sie setze darauf, dass er die Reise nicht parteipolitisch nutzen wolle.