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Der rbb in der Krise - Schlesingers Hochmut nach dem Fall

Am Montag hat der rbb-Verwaltungsrat seine bereits abberufene Intendantin Patricia Schlesinger fristlos gekündigt – sie bekommt keine Abfindung. Diese äußert sich danach mit einem Hochmut, dessen Absurdität jedem Drehbuchautor zu viel wäre. Ein Kommentar von Jörg Wagner

Das Schauspiel, das sich da gerade seit zwei Monaten auf offener Bühne abspielt, hat das Potenzial für eine mehrteilige Mediensatire "Der Sumpf". Der Verwaltungsrat löst den Dienstvertrag einer Intendantin für mutmaßliche Verfehlungen auf, den der Ex-Vorsitzende des Kontrollgremiums und sein Team erst mit ermöglichte, einschließlich der Verfehlungen.

Man kann die "vorsorglich außerordentliche fristlose Kündigung" der rbb-Intendantin Patricia Schlesinger, wenn sich die Verdachtsmomente bestätigen sollten, natürlich als Selbsteingeständnis des Aufsichtsgremiums verstehen, hier mit schuldig geworden zu sein oder als Dienst an der beitragszahlenden Öffentlichkeit. Doch die Versuchung ist groß, sich ständig als Zuschauer in der ersten Reihe die Augen zu reiben, weil man sich im fiktionalen Milieu eines Großstadt-Krimis vermutet, der allerdings erst noch gedreht werden muss.

Opulent ausgestattet könnte man sogar an Originalschauplätzen mit vorgeöltem italienischen Parkett drehen, da das Szenenbild zur Zeit sowieso leer steht. Der Intendantinnen-Dienstwagen passt sogar zum Kanzlei-Auto in der rbb-Medienanwaltsserie "Legal Affairs". Der Empfehlungsalgorithmus in der ARD-Mediathek hätte ein leichtes Spiel für die Zuschauerbindung.

Der die Intendantin aktuell vertretene Medienanwalt Ralf Höcker liefert zudem drehbuchreife Texte seiner Mandantin Schlesinger zum Verwaltungsratsbeschluss, die man in ihrer Absurdität gar nicht künstlerisch überhöhen müsste: "Ich bedaure diese Entscheidung, die offensichtlich politisch motiviert ist, um einen Sündenbock zu haben. Dieses Vorgehen ist durch die Faktenlage keinesfalls gedeckt." So Schlesingers Hochmut nach dem Fall mit dem theatralischen Ruf: "Haltet den Sündenbock!", um die Opferrolle zu verstärken, um dem Serien-Stoff eine Prise Mitleid zuzugeben.

Noch ist nicht klar, ob es ein Happy End gibt. Die Suche einem weiteren Darsteller hat gerade erst begonnen. Vermutlich für eine geringe Gage. Bewerbungen für die Rolle des Übergangsintendanten nimmt das rbb-Besetzungsbüro entgegen.

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Der rbb in der Krise

Die Affäre um die frühere rbb-Intendantin Patricia Schlesinger hat den Sender und die gesamte ARD erschüttert. Untreue, Vetternwirtschaft und Verschwendung von Gebühren, so lauten die Vorwürfe. Auch rbb24 Inforadio will zur Aufklärung des Falles beitragen. Hier finden Sie Interviews und Beiträge, die dazu in unserem Programm zu hören waren.