Straßenkinder am Alexanderplatz
Bild: imago images / Schöning

- "Mehr Kids hauen von zu Hause ab"

Für Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen oder gar obdachlos sind, bedeutet die Corona-Krise: Keine Schule, keine regelmäßigen Mahlzeiten oder gar kein Geld. Die Krise bringe nun zudem immer mehr Kids auf die Straße, sagt Eckhard Baumann, Gründer von Straßenkinder e.V.

Auch für die Sozialarbeit bringt die Corona-Krise viele Probleme mit sich. Arbeiter*innen müssen sich besser schützen: Einweghandschuhe, Mundschutz und knappe Einzelberatungen gehören mittlerweile zum Standard. Doch das ganze bringe auch andere Probleme mit sich: Immer mehr junge Leute landeten auf der Straßen, sagt Eckhard Baumann, Gründer von Straßenkinder e.V.. Die jüngsten seien gerade einmal 14 Jahre alt. "Kids hauen von zu Hause ab, weil ihnen die Decke auf den Kopf fällt", sagt Baumann. 

Die Arbeit der Streetworker werde von den Jugendlichen gut angenommen, so Baumann. Normalerweise würden auch körperliche Kontakte stattfinden -  Umarmungen zur Begrüßung oder ein Händeschütteln: "Das geht jetzt nicht mehr." Gerade für neue Straßenjugendliche sei die Distanz schwierig. Die Arbeiter*innen müssten sich hinter Masken verstecken: "Das ist schon eine komische Sache", so Baumann. 

 

Aggressivität auf der Straße steigt

 

Auch die Agressivität auf der Straße steige an: "Und zwar deswegen weil die Jugendlichen niemanden mehr finden, bei dem sie betteln oder schnorren können." Somit fehle den Straßenjugendlichen Geld, was sie einerseits für Nahrungsmittel bräuchten, aber auch, um Drogen zu konsumieren. Ein gezwungener Entzug sorge zwangsläufig für mehr Aggressivität.

Gegenüber den Sozialarbeit*innen zeigten sich die Jugendlichen aber selten aggressiv. Es sei eine große Dankbarkeit dafür spürbar, dass sich überhaupt jemand um sie kümmere, berichtet Baumann.

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