Außenansicht Gedenkstätte Plötzensee Berlin (Bild: imago images/ Jürgen Ritter)
Bild: imago images/ Jürgen Ritter

- Gedenkstätte Plötzensee

Die Gedenkstätte Plötzensee ist kein Ort, den man zum Vergnügen aufsucht. Denn dort wurden mehr als 2800 Menschen während der Nazi-Diktatur hingerichtet - auch viele von denen, die am 20. Juli 1944 das Regime stürzen wollten.

Wirklich viel ist hier nicht zu sehen, aber das Wenige reicht, um zu wirken. Es sind vor allem zwei Räume in einer alten Baracke. In einem davon erinnern Fotos und kurze Texte an Menschen, die hier ermordet worden sind. Lieselotte Hermann ist da abgebildet mit Bubikopf und Nickelbrille. Im Arm hält die junge Frau ihr Baby und lacht vergnügt in die Kamera. 1938 wurde die kommunistische Widerstandskämpferin hier hingerichtet, wenige Tage vor ihrem 29. Geburtstag.

Ein anderes Foto zeigt einen schmalen jungen Mann, der zwei Pferde am Halfter hält. Albert Tamboer war ein Kutscher aus den Niederlanden. Im Herbst 1944 hatte er im Keller eines zerbombten Hauses zwei Fischkonserven gefunden, eine gleich gegessen, die andere eingesteckt. Zwei Wochen später wurde Tamboer in Plötzensee geköpft, wegen Plünderung.

Die Ausstellung erinnert nicht nur an die Opfer der Nazis. Sie zeigt auch die unfassbare Akribie des Bösen, dokumentiert durch lauter Stempel, Unterschriften und Aktenzeichen auf den Papieren der Mordbürokratie. Die reichte über den Tod hinaus. Nach der Hinrichtung bekamen die Hinterbliebenen nicht etwa den Leichnam ihres ermordeten Angehörigen, sondern eine Rechnung mit einzeln aufgeführten Kosten, die sie zu erstatten hatten: dreihundert Reichsmark für die Hinrichtung, einsfünfzig pro Gefängnistag und zwölf Pfennige Porto für das Verschicken dieser Rechnung. Die Leichen der Ermordeten gingen in der Regel an das anatomische Institut der Charité zu Forschungszwecken. Anschließend hat man sie im Krematorium Wilmersdorf verbrannt und die Asche anonym vergraben.

Gestorben sind die Menschen im Hinrichtungsraum, im zweiten Raum der Baracke - bis Ende 1942 unter dem Fallbeil. Dann wurde unter der Decke ein Stahlträger eingezogen mit Eisenhaken daran zum Erhängen. Die Nazis wollten ihre Gegner möglichst quälend und demütigend sterben sehen. Der Stahlträger ist immer noch da, mitsamt der Haken.
Ein im wahrsten Sinne des Wortes trostloser Ort. Für mich war es trotzdem gut, hierher zu kommen, schon aus Respekt für die Opfer.

Informationen über die Gedenkstätte und Besuchszeiten erfahren Sie unter www.gedenkstaette-ploetzensee.de

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