Publizist Albrecht von Lucke (Bild: imago images/ Christoph Hardt)
Bild: imago images/ Christoph Hardt

- "Ein moderierter Rücktritt bedeutet enorme Macht"

Annegret Kramp-Karrenbauer hat am Montag bestätigt, dass sie sich vom Parteivorsitz zurückzieht. Der Parteienforscher und Publizist Albrecht von Lucke skizziert eine mögliche Neuausrichtung der Partei.

Annegret Kramp-Karrenbauers Rückzug sei ein "Zusammenspiel von eigenen Fehlern und in vielen Feinden in den eigenen Partei", so von Lucke. Zuvor habe Kramp-Karrenbauer nicht nur Opfer gebracht, wie die Aufgabe ihres Amtes als Ministerpräsidentin des Saarlandes. Vielmehr habe sie sich auch positiv abgehoben gegenüber den Bewerbern Friedrich Merz und Jens Spahn. Doch dann begannen die Fehler: Kramp-Karrenbauer blamierte sich während einer Karnevalsrede, scheiterte an der Kritik des YouTubers Rezo und zuletzt fehlte es ihr an Autorität, in Thüringen ein Machtwort zu sprechen.
 

Enorme Machtballung trotz Rücktritt

Kramp-Karrenbauer werde nach eigener Aussage jetzt noch den Übergang zu einem neuen Parteivorsitzenden und damit wohl auch Kanzlerkandidaten moderieren, so von Lucke. Das sei eine enorme Machtballung. Zu beiden Posten wird es keine Urabstimmung der Parteimitglieder geben. Die Entscheidung soll letztlich auf einem Parteitag fallen, auf dem Armin Laschet durchaus Chancen auf beiden Posten hätte, so die Einschätzung von Luckes. Es bleibe aber abzuwarten, ob Friedrich Merz noch einmal stark auffahren könne gegen Laschet.

Hintergrund: AKK zieht sich zurück

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer zieht nach der politischen Krise in Thüringen die Reißleine und verzichtet auf eine Kanzlerkandidatur. Auch den Parteivorsitz will sie abgeben. Die CDU und mit ihr die ganze Union steht vor stürmischen Zeiten: eine Parteivorsitzende auf dem Rückzug, die Kanzlerkandidatenfrage ungelöst.

Kramp-Karrenbauer ist seit Dezember 2018 Bundesvorsitzende der CDU. Sie hatte sich damals auf einem Parteitag knapp gegen den früheren Unionsfraktionschef Friedrich Merz durchgesetzt; Bundesgesundheitsminister Jens Spahn landete auf einem achtbaren dritten Platz. Als Kanzlerkandidaten gehandelt wurde zuletzt neben Laschet, Merz und Spahn auch CSU-Chef Markus Söder.

(Quelle: dpa, Stand 10.02.2020)

Wer könnte CDU-Kanzlerkandidat werden?

  • Friedrich Merz

  • Achim Laschet

  • Jens Spahn

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