Symbolfeld: Chaos bei der CDU (Bild: dpa/ Kay Nietfeld)
Bild: dpa/ Kay Nietfeld

- "Die CDU hat eine Positionierungskrise"

Nach dem Rücktritt von CDU-Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat der Machtkampf um die Parteispitze und die Kanzlerschaft begonnen. Parteienforscherin Ursula Münch meint, die CDU müsse sich klar positioniern auch im Hinblick auf die Krise in Thüringen.

Ursula Münch ist Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing. "Ich würde sagen im Augenblick hat Friedrich Merz vielleicht einen gewissen Vorteil, weil es anscheinend in Teilen der CDU, vor allem im ostdeutschen Landesverbänden, eine Sehnsucht nach einer starken Führung gibt", meint Münch. "Und vielleicht auch nach jemandem, der in der Lage ist, die CDU ein bisschen rechts der Mitte zu positionieren, um der AfD Stimmpotential streitig zu machen", sagt sie weiter.

Auch Armin Laschet habe gute Chancen, "aber er hat sich noch nicht herausgetraut." Jens Spahn sollte in der Diskussion auch nicht vergessen werden, aber Münch meint auch: "Es gibt vielleicht auch noch den einen oder anderen Ministerpräsidenten von der CDU, der eventuell auch noch ins Gespräch gebracht wird."

Alle, über die bisher geredet worden sei, hätten einen großen Nachteil: "Das ist der reine Westen der CDU", betont Münch. Die Politikwissenschaftlerin kritisiert: "Ob man da das Verständnis hat, für das, was in der CDU von den Landesverbänden in Ostdeutschland nachgefragt wird, ist eine andere Frage." 

Nach der Krise in Thüringen muss die CDU handeln

Die Krise in Thüringen sieht Münch nicht als ein Versagen von Kramp-Karrenbauer. "Das ist ein Dilemma, in dem man drin steckt, wenn man den Parteitagsbeschluss von 2018 der CDU aufrecht erhält und sagt: ‚Wir stufen die Linkspartei auch in Ostdeutschland als gleich extremistisch ein wie die AfD‘", sagt Münch.

Die CDU könne die Krise in Thüringen nicht einfach an sich vorbeilaufen lassen. "Die CDU hat 15 Landesverbände und wenn sie allen nur beim Treiben zuschaut, dann – viel Spaß – dann haben wir bald keine Union mehr." Die Frage, wie mit einer extremistischen Partei umgegangen werden kann, könne nicht allein in Thüringen gelöst werden.

Die Grundfrage der CDU

Auch wenn nun die Personalfrage im Vordergrund stehen werde, könnte dieses wichtige Thema nicht vernachlässigt werden. "Das ist die Grundfrage für die CDU", betont Münch. "Diese Grundpositionierung muss die CDU insgesamt klären, sonst kommt sie in Teufels Küche und ist bald keine Union mehr."

Die CDU habe eine Positionierungskrise. "Die Werteunion hat das befördert", sagt Münch. "Die Werteunion spielt meiner Meinung nach ein fast schon intrigantes Spiel, weil sie der CDU insgesamt meines Erachtens schadet." Dennoch habe die Werteunion auch einen Vorteil, denn sie habe das Thema auf den Punkt gebracht, dass sich die CDU gegenüber der AfD positionieren müsse.

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