Ursachen für Antisemitismus
Antisemitismus sieht Bauer als kulturelle Tatsache, die seit vielen Jahrhunderten tief in der Kultur verankert sei. Moderner Antisemitismus habe unterschiedliche Ursachen. Einerseits sei dieser vor allem theologischen Ursprungs, zu dem sich demnach wirtschaftliche und soziale Gründe gesellen. Antisemitismus ist laut Yehuda Bauer ein "Krebs, der an der Gesellschaft nagt und eine Gefahr für die Gesellschaft ist" - und für Bauer zudem Auslöser des Zweiten Weltkriegs.
Gesellschaftliche Probleme bleiben
Die Juden seien die direkten Opfer von Antisemitismus: "Natürlich sind das Sündenböcke, aber die eigentlichen Probleme der Gesellschaft werden dadurch nicht gelöst", betont der Historiker. Antisemitismus sei eine der Ursachen des Zerfalls der Gesellschaft.
Die Aufnahme von Geflüchteten habe nicht den Antisemitismus nach Deutschland gebracht, sagt Bauer: "Der Antisemitismus war da. Die Masseneinwanderung war in gewissem Maße ein Trigger."
Um dem zu begegnen, sollten die Juden in Deutschland eine Kippa tragen. "Ich würde das als eine Antwort auf eine Herausforderung bezeichnen." Wichtig sei es zudem, in einer Gesellschaft gegen alle Formen der Radikalisierung vorzugehen.
Stärkung der Nationalisten in Europa
Von den Ergebnissen der Europawahl, bei der rechtsgerichtete, nationalistische, populistische Bewegungen große Erfolge feiern konnten, zeigt er sich im Inforadio-Gespräch nicht enttäuscht. Die Ergebnisse seien vielmehr bereits zu erwarten gewesen, da weltweit ein nationalistischer Trend vorherrsche. Durch die Erfolge der Grünen sieht Bauer allerdings auch eine Gegenbewegung - das Ergebnis sei letztlich ein "Unentschieden."
Das Gespräch ist eine Wiederholung aus dem Mai 2019.