Blick auf das Eingangstor Auschitz-Birkenau (Bild: imago images/ Stefan Zeitz)
Bild: imago images/ Stefan Zeitz

- Holocaust: Emotionale Wunde bis heute in Polen

Zum 75. Mal jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Neben dem Gedenken herrscht auch Uneinigkeit – etwa über die Frage von polnischer Mittäterschaft im Holocaust. Der polnische Historiker Włodzimierz Borodziej spricht über die Spannungen.

Am eigentlichen Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz – der 27. Januar – hält Polen eine Gedenkveranstaltung ab. Schon am Donnerstag findet in Jerusalem ein Holocaustforum statt, zu dem auch viele internationale Gäste eingeladen sind. Dass der polnische Präsident Andrzej Duda dafür abgesagt hat, hält der Geschichtswissenschaftler Borodziej für richtig.

Dass einem Staatspräsidenten eines Landes, das viele Opfer im Zweiten Weltkrieg zu beklagen habe, das Rederecht verweigert werde, sei gemein. Außerdem werde die Konkurrenzveranstaltung von russischen Privatpersonen finanziert. Das sei ein Problem.

 

Holocaustgedenken in Polen

 

Das Gedenken an sich sei in Polen keine Frage der moralischen Haltung. Was heftig diskutiert werde: In welchem Maße haben sich Menschen an den Verbrechen beteiligt und wie viele haben den Juden in der NS-Zeit geholfen. "Einige der höchsten Amtsträger in Polen tun sich schwer damit, dass es auch polnische Täter gab, aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann", sagt der Historiker.

Neben umstrittenen Aussagen des Präsidenten habe auch eine vorgeschlagene Gesetzesnovelle für Spannungen gesorgt: Danach sollte jeder, der von einer Mittäterschaft der Polen spricht oder schreibt, strafrechtlich verfolgt werden. Das sei eine schwierige moralische Frage, aber auch für Menschen, die sich mit dem Thema beschäftigen, so Borodziej.

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