FDP-Chef Christian Lindner im Bundestag (Bild: imago images/Metodi Popow)
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- Christian Lindner: "Im Osten haben wir viel Potenzial"

Stell dir vor, es ist Landtagswahl und die FDP kommt nicht über fünf Prozent. Im Osten war das in den letzten Jahren öfter der Fall. 2014 in Brandenburg plakatierten die Liberalen sogar mal selbstironisch "keine Sau braucht die FDP".  Auch das half ihnen nicht. Jetzt stehen wieder Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und in Brandenburg an. Wie soll es für die Liberalen im Osten aufwärts gehen? Unser Korrespondent im Hauptstadtstudio, Marcel Heberlein, im Gespräch mit FDP-Chef Christian Lindner.

Lindner räumt im Inforadio-Gespräch ein, dass die FDP im Osten "schwächere Strukturen als in Westdeutschland hat, aber das teilen wir mit anderen Parteien." Dennoch habe seine Partei in Brandenburg, Thüringen und Sachsen "viel Potenzial und Nachholbedarf." Man müsse zwar einen weiteren Anlauf nehmen, weil man in Parlamenten fehle, aber, so Lindner: "Das heißt nicht, dass es keine Chancen gibt. Viele Menschen sind wegen Merkel politisch heimatlos geworden. Viele betrachten die AfD als zu radikal, und da ist die FDP eine Alternative für Demokraten, eine Alternative der Mitte."

Lindner wehrt sich gegen "Klimaabsolutismus"

Lindner äußert sich im Vis à Vis-Gespräch auch zur Klimapolitik. Anstelle von Verboten müsse Offenheit für innovative Technologien herrschen. Zu häufig werde an mit Batterien betriebene E-Autos gedacht, dabei würden Alternativen wie Wasserstoff oder CO2-Umwandlungen ignoriert. Wer "Klimaabsolutismus" wolle, der dürfe nicht die FDP wählen, denn: "Auch in den Bereichen Wirtschaft, Bildung, digitaler Infrastruktur gibt es viel zu tun. Wir wollen die Pariser Klimaziele erreichen durch Spitzentechnologien - und nicht durch Spitzenmoralität."

Auch zu möglichen Koalitionen nach den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg äußert sich der FDP-Chef: CDU-Gedankenspiele in Brandenburg über eine Koalition mit den Linken hält er "für einen völligen Orientierungsverlust der CDU". Das werde es mit der FDP nicht geben - man werde niemals mit Linken und AfD Bündnisse eingehen - "denn beide wollen einen anderen Staat, die AfD will einen völkischen Kollektivismus, die Linke einen sozialistischen Kollektivismus." Für möglich halte er aber durchaus eine CDU-Minderheitsregierung, die sich von Fall zu Fall im Parlament Mehrheiten suche.

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