ARCHIV, Berlin, 09.11.1989: Ein ernstes Gesicht macht Günter Schabowski, Mitglied des Politbüros des ZK der SED und 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin, auf der Pressekonferenz am 09.11.1989 (Bild: dpa)
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- Dr. Motte tanzt und Schabowski stammelt – Das Jahr 1989

Im letzten Jahr der geteilten Stadt wird in West-Berlin ein Mann mit roten Schal zum Bürgermeister gewählt und eine kleine Technomusikparade setzt den Anfang für ein zukünftiges Massenspektakel. In der DDR  feiert die SED: zuerst ihren Sieg mit 98 % der Stimmen bei der Kommunalwahl, dann den 40. Republikgeburtstag. Doch immer mehr DDR-Bürger wenden sich ab, kehren dem Land den Rücken zu.  

"Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort … unverzüglich." Selten hat das verwirrte Gestammel eines Politikers solche Folgen gehabt, wie die Worte von Günter Schabowski am Abend des 9. November 1989. Die Verlockung ist groß, das Jahr von seinem Ende her zu erzählen. Doch dann würden viele Erlebnisse und Erfahrungen auf der Strecke bleiben…

Im Westen beginnt das Jahr schon mit einem Paukenschlag. Der Senat unter Eberhard Diepgen erlebt eine krachende Niederlage, die rechten Republikaner schaffen den Sprung ins Abgeordnetenhaus. SPD und Alternative Liste einigen sich mit Ach und Krach auf eine Koalition unter dem Regierenden Bürgermeister Walter Momper – dem Mann mit dem roten Schal.

Michail Gorbatschow zu Besuch in der DDR anlässlich des 40. Staatsjubiläums (Bild: rbb)
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Im Osten herrscht dagegen Stagnation. Trotz unabhängiger Wahlbeobachter gerät auch die Kommunalwahl im Mai zur Farce. Die Nationale Front erreicht erneut mehr als 98 % der Stimmen. Immer mehr DDR-Bürger wollen das Land verlassen. Wegen Überfüllung stellt die Ständige Vertretung der Bundesrepublik im August ihren Publikumsverkehr ein.

1989 wird auch die Visumspflicht für polnische Reisende nach West-Berlin abgeschafft. Spontan bilden sich sogenannte Polenmärkte, vor allem auf den innerstädtischen Brachen am Rande der Mauer. Und Doktor Motte feiert mit rund 150 Anderen die erste Loveparade.

Als zum 40. Republikgeburtstag auch Hoffnungsträger Michail Gorbatschow anreist, eskaliert die Situation. Die Stasi prügelt auf Demonstranten ein. Am 4. November folgt die bis dahin größte unabhängig organisierte Kundgebung der DDR auf dem Alexanderplatz. Fünf Tage später sind die Grenzen offen.

"Berlin - Schicksalsjahre einer Stadt", eine Chronik in Zusammenarbeit mit dem rbb Fernsehen.

Die Nacht des Mauerfalls am 9. November 1989 (Bild: rbb)
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