Schatten von Menschen auf Zahlen auf riesiger digitaler Displaywand
Bild: imago/Ikon Images

- Mensch 4.0: Schaffen wir uns ab?

Ohne Smartphone fühlen wir uns hilflos, Algorithmen sagen uns, was uns gefällt und die Kontrolle über unsere Daten haben wir schon lange hergegeben. Machen wir uns zum Sklaven der modernen Technik? Das fragen wir Alexandra Borchardt von der Oxford University, Autorin des Buches "Mensch 4.0 - Frei bleiben in einer digitalen Welt".

Manche von uns greifen über 150 Mal am Tag zum Smartphone. Für immer mehr Menschen wird es zu einer Sucht. In armen Ländern haben heute Menschen oft größere Schwierigkeiten, an sauberes Trinkwasser zu kommen als an eine Internetverbindung. Werden wir nach dem Aufbruch in die "Industrie 4.0" langsam aber sicher zum ferngesteuerten "Menschen 4.0"? Unterwerfen I-Book, Tablet und Co. unseren freien Willen und machen uns zu Sklaven?

Alexandra Borchardt arbeitet an der Universität Oxford zu diesem Thema und hat das Buch "Mensch 4.0" geschrieben. Darin buchstabiert sie sämtliche kritikwürdigen Aspekte der zunehmenden Digitalisierung durch: Von Algorithmen über die bedrohte Privatsphäre bis hin zur Kriegsführung mit Daten.

Sie findet vor allem problematisch, dass diese Welt durch Algorithmen gesteuert wird: "Algorithmen sind immer kondensierte Vergangenheit. Die rechnen aus, welche Vorlieben man hat, wo man immer schon gerne gewesen ist, was man liest oder welche Menschen sich schon immer für diesen oder jenen Job geeignet habe und rechnen das dann hoch und schlagen dann die wahrscheinlichste Lösung vor, so dass das alles immer stärker auf einen großen Trend zuläuft. Wenn wir aber Innovation wollen, Kreativität, Ideen, was wir ja dringend brauchen, um uns weiter zu entwickeln, dann kann uns das kein Algorithmus liefern. Man muss auch mal abschalten können und frei sein, ganz anders zu denken. Und diese Algorithmen-gesteuerte Zukunft schiebt uns so sehr in vorgegebene Bahnen rein, dass ich den Verdacht habe, dass da irgendwann kein Entkommen mehr ist."

Inwieweit freier Wille in Zeiten von Google und Amazon noch vorhanden ist, warum unser Umgang mit Smartphones viel von einer klassischen Sucht hat und warum wir eigentlich hoffen sollten, dass das Internet vielleicht doch vergessen kann, erklärt Alexandra Borchardt im Vis à vis mit Matthias Schirmer.

Mehr zum Thema

Waschmaschinen im Waschsalon 115 in der Berliner Torstraße
rbb/inforadio

Wir müssen reden - Unser programmiertes Leben

In Berlin, der Hauptstadt der Start-Ups, arbeiten etwa 100.000 Menschen im Bereich Digitalisierung - viele davon in der Torstraße in Berlin-Mitte. Deshalb ist Inforadio ab 25. April in einem Waschsalon in der Torstraße 115, einem Ort, an dem noch ein einfaches Programm läuft. Von dort aus erklären wir: Was ist überhaupt ein Algorithmus? Wer arbeitet hier in dieser digitalen Blase? Und wie verändert die Digitalisierung unsere Arbeit, unser Leben?