Anwohner protestieren gegen nächtlichen Lärm in der Simon-Dach-Straße
Bild: imago/Olaf Selchow

- Herrmann lobt neues Tourismuskonzept

Für das Image der Stadt als Metropole sind sie ein Segen, für die Anwohner oft ein Fluch: Die Partymeilen in den Szenebezirken, die besonders viele Touristen anziehen. Um den Balanceakt zu schaffen, hat der Senat am Dienstag ein neues, stadtverträgliches Tourismuskonzept beschlossen. Die grüne Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann, ist mit den Plänen sehr zufrieden. Sie sagt im Inforadio: "Ich glaube, da begibt sich Berlin jetzt auf einen guten Weg."

Herrmann freut sich nach eigener Aussage darüber, dass ihr Bezirk bei Touristen so beliebt ist. Sie sagt aber auch, dass die stärker auf die Bedürfnisse der Anwohner eingegangen werden muss: "Es sind ja keine leeren Museumshäuser, die da stehen, sondern da leben Menschen, die morgens aufstehen müssen, die Kinder haben."

Es sei wichtig, dass es ein berlinweites Tourismuskonzept gibt, denn die Bezirke könnten nicht alles allein verändern. In den neuen Plänen ist Herrmann zufolge alles drin, was auch der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg immer wieder formuliert hat. "Da sehe ich auch, dass von der Senatorin und auch von Visit Berlin ganz klare Signale auch in Richtung Bezirke geht: Hallo, wir wollen das gemeinsam stemmen", so die Grünen-Politikerin.

Herrmann: Gibt bereits Qualitätstourismus im Bezirk

Den Vorwurf, dass die Bezirke an den Partymeilen selbst schuld sind, weil sie eine Kneipe neben der anderen genehmigen, lässt Herrmann nicht gelten. Sie verweist auf das komplizierte Baugenehmigungsrecht. "Es ist nicht so einfach, Kneipen nicht zu genehmigen", sagt die Bezirksbürgemeisterin. Damit an den "Hotspots" keine neuen Hotels und Kneipen entstehen, müsse es eine neue Rechtsgrundlage geben.

In ihrem Bezirk gebe es darüber hinaus bereits "sozusagen jede Gruppe von Touristinnen und Touristen", auch die sogenannten Qualitätstouristen. Die kämen, um etwa das Jüdische Museum oder andere Kulturstandorte zu besuchen. "Auffallend sind in der Tat die Youngsters, die ihre Partys machen. Um die geht es auch", so Herrmann. Immerhin: Im Gegensatz zu anderen Bezirken müsse Friedrichshain-Kreuzberg wenigstens keine Werbung machen, damit die Touristen kommen.  

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Touristen an der Eastside Gallery
imago/Jochen Tack

Die Touristen - Fluch und Segen für Berlin

Der Tourismus in Berlin ist ein überaus zweischneidiges Schwert: Einerseits leben mehr als 230.000 Menschen in Berlin vom Tourismus, Bruttoumsatz: 11,5 Milliarden Euro. Die andere Seite der Medaille: Die Angst vor Verdrängung durch Ferienwohnungen und Kneipen. Auch im Alltag fühlen sich viele Berliner mittlerweile von den Touristen gestört. In Friedrichshain ist die Konkurrenz zwischen Anwohnern und Besuchern besonders zu spüren. Ab dem 29. Januar waren Inforadio-Reporter daher eine ganze Woche in dem Bezirk unterwegs: Wie groß ist die Angst vor Verdrängung, wie viel Geld bringt der Tourismus? Wie verträgt sich der Stolz, eine beliebte europäische Metropole zu sein, mit Lärm und Schmutz in den Partymeilen von Friedrichshain?