Eine männliche Pflegekraft misst den Blutdruck bei einer älteren Frau im Rollstuhl
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- Alarmstimmung oder Panikmache?

Schon seit Jahren wird immer wieder von einem drohenden Fachkräftemangel gesprochen. Andere erklären den Fachkräftemangel zum Mythos. Was stimmt denn nun? Wir versuchen das zu klären - in einem Pro & Contra-Gespräch. Es diskutieren der Arbeitsmarktexperte des DIHK, Dr. Stefan Hardege und Dr. Eric Seils vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes. 

Hardege erklärt, woher der Deutsche Industrie- und Handelskammertag seine Zahlen nimmt: "Die kommen aus einer Unternehmensumfrage." Demnach sehen 60% der befragten Unternehmen den Fachkräftemangel als Risiko für ihre Geschäftstätigkeit an. 48% der Firmen klagen, sie könnten Stellen längerfristig nicht besetzen.

Eric Seils zeigt sich von diesen Zahlen nicht wirklich überzeugt. Dass es einen Fachkräftemangel in der Pflege oder vielen technischen Branchen gibt, streitet er zwar nicht ab. Die Zahl von 1,6 Millionen fehlenden Kräften halte er allerdings für "bizarr". Das Institut der Deutschen Wirtschaft, das ja "wahrlich nicht im Verdacht steht, den Fachkräftemangel zu untertreiben", komme für das gleiche Jahr 2017 nur auf 436.952 fehlende Stellen - "also nur ein gutes Viertel dessen, was der DIHK da angibt".

Hardege führt die Zahlen auf die Bundesagentur für Arbeit zurück - "die reden von etwa 1,3 Millionen offenen Stellen." Seils widerspricht: Es sei schließlich nicht jede offene Stelle auf Fachkräftemangel zurückzuführen. Allerdings könne die Lage in Zukunft knapper werden - das betreffe vor allem den Pflegebereich: "Hier brauchen wir vor allem höhere Löhne."

Mehr zum Kampf um die Fachkräfte erfahren Sie auf unserer Themenseite #wirmüssenreden.

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#wirmüssenreden - Fachkräfte fehlen in Berlin und Brandenburg

Die deutsche Wirtschaft beklagt immer öfter fehlende Fachkräfte. Gleichzeitig waren nach Angaben des Statistischen Bundesamts im September etwa 45 Millionen Menschen in Deutschland beschäftigt - so viele wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Inforadio ist dem Fachkräftemangel auf der Spur.