- Anwälte und andere Alternativen

Kein Platz nirgends, jedenfalls nicht jetzt und vielleicht auch nie - das ist die Botschaft, die rbb-Reporterin und Mutter Tina Handel immer wieder hört. Ihr Projekt Kita-Platz-Suche läuft nicht wirklich gut - Zeit, sich nach Alternativen umzusehen.

Wir suchen seit acht Monaten einen Kita-Platz. Und bis die Kitas entscheiden, werden weitere Monate vergehen. Ich habe also viel Zeit, mich mit dem Scheitern auseinanderzusetzen: Was machen wir, wenn wir keinen Platz bekommen?

Unser Bezirk Pankow hat uns eine Liste zugeschickt mit "Tagespflegepersonen" - so heißt das offiziell. 57 Telefonnummern. Als ob Eltern auf Kitasuche nicht schon genug Listen hätten. Aber immerhin 57 Mal Hoffnung auf einen freien Platz. Doch schon beim ersten Anruf die Ernüchterung: "Sie sind heute schon die Dritte, die anruft. Also, ich überlege wirklich, ob ich überhaupt noch ans Telefon gehen soll." 

Also vielleicht doch die harte Tour. Ein Business scheint bei der ganzen Kita-Krise richtig aufzublühen: Anwälte oder ganze Agenturen, die sich auf die Platzsuche und notfalls Klagen spezialisiert haben. Im Internet werben sie: "100 Prozent Platzerfolg! Über 3.000 Familien haben ihren Platz gefunden!"

Diese Anwälte sind bei Kitas inzwischen berüchtigt. Sie schreiben schroffe Mails und drohen. Eine Kita-Leiterin, die anonym bleiben will, warnt mich vor diesem Weg: "Selbst wenn ich einen freien Platz hätte, würde ich den doch bestimmt nicht an solche Bewerber geben. Welche Kita will sich denn so stressige Eltern ins Boot holen?" 

Noch kann ich über den ganzen Wahnsinn bei der Kitaplatz-Suche auch lachen. Aber wenn wir 2019 keinen Platz bekommen, dann wird es schwierig für uns im Beruf und finanziell. Einer müsste zu Hause bleiben oder beide arbeiten deutlich weniger. Und die ganze Familie müsste wohl mit ran. Aber die einzige in meiner Familie, die eigentlich immer Zeit hat, ist meine Oma. Und sie ist fast 90. Das Aktivitätslevel ihres Urenkels ist einfach nicht seniorengerecht. 

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Die Kita-Krise

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