- Kita-Suche als Management-Projekt

Wer heute einen Kita-Platz finden will, muss vor allem investieren: Nicht unbedingt Geld, aber jede Menge Zeit - und die ist bei Eltern kleiner Kinder oft noch viel kostbarer. rbb-Reporterin Tina Handel ist selbst junge Mutter und seit vielen Wochen auf der Suche. Einen Kita-Platz hat sie noch nicht - aber jede Menge Erfahrungen gemacht. 

Einen Kita-Platz zu finden ist heute ein mittelgroßes Management-Projekt. Wir haben zum Beispiel auf unserem Laptop diese Datei mit einer sehr langen Tabelle: Kita-Adressen, Öffnungszeiten, Name der Leiterin und - um in der Management-Sprache zu bleiben - den jeweiligen Projektstatus.

Mein Mann fragt regelmäßig: "Hast du die Kita-Liste schon aktualisiert? Wir müssen die Mails und Telefonate aus den letzten Tagen noch einarbeiten." Netzwerken, Marktanalyse, Zeitdruck - es wird alles abgefordert, was ein Top-Manager können muss. So ein schwieriges Projekt dauert heute zwei Jahre. Wir haben im fünften Monat der Schwangerschaft angefangen. 

Die erste Projektphase verbringt man damit, sich bei Dutzenden Kitas zu melden. Schon das dauert. Die einen wollen, dass man einen Fragebogen online ausfüllt. Andere antworten nur am Telefon, und das nur dienstags. Wieder andere muss man besuchen, weil man nur persönlich das Prozedere erfährt: "Immer am ersten Montag im Monat um 9:30 Uhr machen wir eine Führung - und nur danach können Sie die Anmeldung ausfüllen!"

Steht man auf der Warteliste beginnt die zweite Projektphase, in der man möglichst freundlich den Kontakt halten muss. In der dritten Phase hofft man, dass man alles richtig gemacht hat. Wir fühlen uns, als würden wir am Ende ganz bestimmt den Titel "Master of Kindergarten-Suche" bekommen. Zum Glück haben wir ein Baby, das uns auf andere Gedanken bringt. 

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