Fr, 23.02.2018 - Berlinale-Wettbewerb: In den Gängen

Der Regisseur Thomas Stuber eröffnet mit seinem Film "In den Gängen"den Blick für die Lebenswelt eines einfachen Angestellten in der ostdeutschen Provinz. Es geht darin um Menschen, Dinge, Realität, Sehnsucht und Traum. Barbara Wiegand hat sich den Film angesehen - für sie einer der Höhepunkte des diesjährigen Berlinale-Wettbewerbs.

Mit seinem Film "In den Gängen" - irgendwo auf dem platten öden Land bei Leipzig - nimmt uns Regisseur mit auf einen Großmarkts in dieses eigene Universum zwischen Süßwaren und Getränken in eine nur von Kunstlicht schummrig erhellte Welt,  die sich erstreckt vom mit Frischfisch gefüllten Wasser bis hin zum ewigen Eis der Tiefkühlkammer.

Filmdatenblatt der Berlinale

Christian ist hier der neue. Er macht seinen Flugförderschein wie die Berechtigung Gabelstaplerfahren heißt. Beim Kaffee unter den Palmen, die im Aufenthaltsraum tapeziert sind, lernt er dann Marion aus der  Süßwarenabteilung kennen. Fast wortlos nähern sich die beiden an, bis sie eines Tages wegbleibt. Es heißt, ihr Mann ging nicht gut mit ihr um.

Das alles - vom Alltag und den kleinen großen Dramen, die sich drinnen wie draußen abspielen, erzählt Stuber so einfach wie enfühlsam. Er nimmt uns mit in diese Welt des Großmarkts, in der man die Zeit, die vergeht, nur an den Gold-Girlanden erkennt, die zu Weihnachten mit Hilfe des Gabelstaplers ganz oben in den Gängen aufgehängt werden, Gängen, die zu Anfang des Jahres ganz leer sind.

Langsam, aber unausweichlich, wird man mitgesogen in diesen Film voller Tristesse und voller Poesie, wenn man mit Christian und Marion die Augen schließt, wenn die Gabel des Staplers von ganz oben runter kommt, und meint, das Meer von Ferne rauschen zu hören während nebenan im Aquarium die Fische nach Luft schnappen. Die Bilder sind beeindruckend und auf den Punkt aneinander geschnitten. Dazu der Sound einer so kruden wie stimmigen Musikmischung - von Klassik bis Schlager. Und der Film hat großartige Darsteller, allen voran Franz Rogowski, der - so wortkarg er ist - soviel Gefühl rüberbringt, und Sandra Hüller - bestens bekannt aus Toni Erdmann - eindringlich und ohne Attitüde.

"In den Gängen" von Thomas Stuber ist ein wunderbar leise erzählter Film über das Leben und die Liebe, ein sehr sehenswerter Höhepunkt zum Ende dieses Berlinale Wettbewerbes.

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imago/STPP

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