Do, 22.02.2018 - Berlinale-Wettbewerb: Eldorado

Mark Imhoofs Dokumentarfilm "Eldorado" zeigt, wie die italienische Marine Flüchtlinge auf dem Mittelmeer rettet oder abfängt, wie es weiter geht für sie im Auffanglager, wie sie von einer besseren Welt zum Beispiel in der Schweiz oder Deutschland träumen, von einem Eldorado, und wie sie immer wieder scheitern. Harald Asel hat sich der verstörenden Film im Wettbewerb der Berlinale angesehen.

Sie hat es längst zum wiedererkennbaren Symbol geschafft, die golden glänzende Wärmefolie, mit der Schiffbrüchige aus dem Mittelmeer empfangen werden. Symbol für das Versprechen auf ein besseres Leben. Aber auch Symbol für eine gut eingespielte Maschinerie zwischen Hilfe, Verwaltung, Anerkennung oder Rückführung der Geflüchteten.

Mit dieser goldenglänzenden Folie beginnt "Eldorado". Markus Imhoof ruft keine platten Emotionen auf, seine Haltung kommt aus dem Nachzeichnen des Weges der Ernüchterung, durch die medizinischen Kontrollen, ins Aufnahmelager, in Asylverfahren mit ungewissem Ausgang, aber auch zu den Hütten der Illegalen, die im Süden Italiens als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden, um Tomaten zu ernten. Subventionierte Tomaten, die unter anderem nach Afrika geschickt werden, wo Menschen sie kaufen, mit dem Geld, das sie von Verwandten, vielleicht von ebendiesen Illegalen aus Europa bekommen haben.

Für solche Kreisläufe interessiert sich dieser Film. Und findet erschreckende Bilder, die man so noch nicht gesehen hat, aber auch selbstbewußt agierende Menschen, die nicht einfach Opfer sein wollen. Adressat des Filmes ist ein lange verstorbenes Mädchen, Giovanna, die, wie viele andere italienischen Kinder, am Ende des Zweiten Weltkrieges aus dem zerbombten Mailand in die satte Schweiz kam. Auch sie Teil eines Deals, der umgekehrt in der Schweiz gelandete Juden mit Visa die Ausreise durch das faschistische Nachbarland ermöglichte.

Im Gespräch zwischen Markus und Giovanna (durch zwei Schauspieler aus dem off künstlerisch gestaltet) entsteht so eine Art dokumentarischer Essay über das verdeckte Rechtsgefälle zwischen denen drinnen und denen draußen. Was die eingespielte Maschinerie nur um so verstörender macht. "Eldorado".

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Berlinale Palast mit Lichteffekten
imago/STPP

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