- Berlinale Wettbewerb: Eva

Sie kommt offenbar ganz gerne nach Berlin und zur Berlinale: Isabelle Huppert. So auch in diesem Jahr und in Benoit Jacquots Wettbewerbs-Film "EVA" spielt sie die Rolle der titelgebenden Figur. Reiner Veit aus unserer Kulturredaktion über das Remake einer Literaturverfilmung, die schon einmal schief ging.

War es in Joseph Loseys 60er Jahre- Verfilmung von James Hadley Chase Jeanne Moreau die eine rätselhafte und eiskalte Frau namens EVA spielte, ist es jetzt also Isabelle Huppert. Die ist dabei weitaus weniger geheimnisumwobener als Moreau es war, sondern sehr direkt eine Edelnutte, für die jeder, der ordentlich zahlt eine Freund auf Zeit ist. Ihr verfällt Bertrand.

Ein junger, nicht sonderlich gescheiter Mann, dem Kaltschnäuzigkeit und Arroganz auf die Stirn geschrieben sind. Er betreut als Escort-Boy einen alten, einst erfolgreichen Dramatiker. Betrand lässt ihn in dessen Badewanne sterben, ohne ihm ein rettendes Medikament zu reichen und Bertrand weiß um ein fertiges Manuskript, eine Komödie, die abgetippt auf dem Schreibtisch liegt. - Die lässt er mitgehen, findet einen Verleger und das Stück wird eine großer Theatererfolg. Doof nur, dass nun von Betrand ein Nachfolgewerk erwartet wird. Aber schreiben kann er halt nicht und so hält er alle hin. Dann lernt er Isabelle Hupperts EVA kennen, wird ihr gehörig hörig und denkt, der könne Eva in ihn verliebt machen. Da hat er aber die Rechnung ohne alle möglichen Unbekannten gemacht. Am Ende ist Bertrand das, was er schon immer war: eine arme Sau, mit der keiner Mitleid hat.

Unglaubliches Gefälle an Schauspielkunst

Es wird einem in den 100 Minuten, die der Film dauert, nicht auch nur annähernd klar, weshalb der Regisseur glaubte diesen Stoff nochmal verfilmen zu wollen, oder gar zu müssen - auch wenn er dieses und jenes sowohl gegenüber dem Buch wie der Verfilmung verändert hat. Einen tiefen Sinn ergibt das nicht - und Filme über Habgier und Lügen, doppelte Moral und ehrliche Nutten, und Nutten, in die sich die Kundschaft verliebt gibt es schon mehr als genug.

Und dann ist da noch dieses unglaubliche Gefälle an schauspielerischer Kunst. Isabelle Huppert - meist mit einer doppelten Ladung Schminke und kreischend roten Lippen - in Aktion ist großartig. Aber selbst wenn die nur den Mundwinkel hochzieht ist das toll. Und dagegen fällt Gaspard Ulliel als Betrand derart ab, dass er einem schon fast Leid tut. Außer ganz hübsch und wenn es hochkommt 3 Gesichtsausdrücken hat er wenig zu bieten. Und so ist EVA nur ein Film die diejenigen, die es sich in den Kopf gesetzt haben jeden Film mit Isabelle Huppert gesehen haben zu müssen. Ist zu verstehen - aber sehr viel der Liebesmühe, in dem Fall.

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Berlinale Palast mit Lichteffekten
imago/STPP

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Die 68. Berlinale ist zu Ende. Filme aus aller Welt wurden gezeigt. Große Stars waren zu Gast wie Bill Murray, Isabelle Huppert oder Willem Dafoe. Und am Ende standen Prämierungen, die nicht jeder nachvollziehen konnte. Die Kinokritiker von rbb Inforadio haben sich alle Wettbewerbsfilme angeschaut, Reiner Veit hat besondere Tipps gegeben und Alexander Soyez hat große Stars zum Interview getroffen. Hier können sie alles noch einmal nachhören.