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Während der Berlinale gibt die Kulturredaktion von rbb Inforadio jeden Tag eine Empfehlung für Filme jenseits des Mainstreams. Den Anfang macht "Waldheims Walzer" von Ruth Beckermann. Die damalige Anti-Waldheim-Aktivistin zeichnet akribisch die Affäre um den ehemaligen UN-Generalsekretär Kurt Waldheim nach, der 1986 für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten kandidierte und im zweiten Wahlgang dann auch Bundespräsident wurde. Reiner Veit stellt "Waldheims Walzer" vor.
Wer die aktuelle österreichische Politik verstehen will und die Geschmeidigkeit, mit der man sich an der Donau mit den ganz weit Rechten arrangiert - ohne sich zu genieren -, der sollte sich dringend "Waldheims Walzer" ansehen. In dieser extrem akribischen Dokumentation zeichnet die Filmemacherin und seinerzeitige Anti-Waldheim-Aktivistin Ruth Beckermann die Affäre um den ehemaligen UN- Generalsekretär Kurt Waldheim nach, der 1986 für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten kandidierte und im zweiten Wahlgang dann auch Bundespräsident wurde.
Während des Wahlkampfs kamen Zweifel an Waldheims offizieller Biografie auf, und es wurden Fragen gestellt zu Waldheims Rolle und Funktion im NS-Regime. Und eindeutige Beweise belegten Waldheims Lebenslügen und Nazi-Verstrickungen - die dieser in verschiedensten Interviews immer und immer wieder zu relativieren suchte. Und der seinen Job bei den Nazis als sozusagen höchstanständigen Job darzustellen versuchte - um das Leid der Deportierten und ermordeten Juden zu relativieren.
Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Fall Waldheim kompiliert die Regisseurin eigenes Filmmaterial mit umfangreichen Archivaufnahmen, sehr viele aus den USA, die eine erdrückende Schuld Waldheims belegen. Eine Schuld, die für ihn selbst aber auch für einen Großteil der Österreicher nicht mehr war, als das, was heute Fake News und alternative Fakten sind. Und eine Schuld, die schlicht abgestritten wurde - entgegen allen Tatsachen. Aber es sind nicht nur Waldheims Lebenslügen, die der Film offen legt, es sind die Lebenslügen einer ganzen Nation - Lügen, die bis heute gelebt werden und nachgerade trotzig verteidigt. „Lange her, aber noch nicht vorbei“ - wie es treffend im Berlinale-Pressetext zum Film heißt. Eine der wirklich wichtigen Dokumentationen dieser Berlinale: Waldheims Walzer.