Roter Teppich Berlinale (Foto: Richard Hübner/Berlinale)
Bild: Foto: Richard Hübner/Berlinale

- Die Herkunft des roten Teppichs

Wenn am 15. Februar die Berlinale zum 68. Mal ihre Pforten öffnet, darf eins nicht fehlen: der rote Teppich. Am Dienstagnachmittag wird er bereits am Potsdamer Platz ausgerollt. Doch woher kommt dieser Brauch eigentlich? Juliane Gunser hat hinter die Kulissen dieser Kulisse geschaut.

Der Mythos um den roten Teppich ist weit älter als die Filmbranche. Erstmals erwähnt wird ein roter Teppich in der griechischen Mythologie um 500 vor Christus. In einer Tragödie des Aischylos lässt Klytaimnestra ihrem Gatten Agamemnon, bei seiner Rückkehr aus Troja, einen roten Teppich ausbreiten, damit seine Füße den Boden nicht berühren. Aus damaliger Sicht war die Farbe Rot den Göttern vorbehalten und so weigerte sich Agamemnon zunächst, auf ihm zu gehen. Als sie ihn dann doch dazu überreden konnten, zog er zumindest seine Schuhe aus, um die Götter nicht noch mehr zu erzürnen. Allerdings – so erzählt es die Tragödie um Agamemnon, führte ihn der rote Teppich direkt zur Tür des Hauses, in dem er wenig später einen blutigen Tod sterben sollte. Damit ist noch ein weiteres Bild mit dem roten Teppich verknüpft, nämlich das des Lammes, auf dem Weg zur Schlachtbank. So mögen sich bestimmt auch die ein- oder anderen Filmsternchen fühlen, wenn sie in Richtung Filmkritiker und Jury-Beurteilung laufen.

Stolperfallen für stöckelnde Stars

Der rote Teppich, der während der Berlinale ausliegt, hat eine weniger glamouröse Geschichte. Ronny Lehmann vom Minuth-Messebau in Spandau bestellt den Teppich in Belgien und trägt die Verantwortung dafür, dass alles glatt geht und vor allem glatt liegt. Geliefert wird er in Rollen, die in Folie eingeschweißt sind. Sie stehen hochkant, damit sie keine Beulen und Wellen bilden. Dann wären sie echte Stolperfallen für stöckelnde Stars.

Insgesamt muss Lehmann rund 1600 Quadratmeter Teppich zum Potsdamer Platz liefern und im Berlinale-Palast verlegen. Für sein Team ist das eine echte Schlepperei, rund 800 Kilogramm roten Stoff wuchten sie Jahr für Jahr zur Berlinale. Wenn das Festival dann vorbei ist, müssen sie noch mal ran: Der Teppich wird dann wieder aufgenommen, ins Lager gebracht und fachgerecht entsorgt. Dann ist nichts mehr zu spüren von einstigem Glamour.

Purpur, der kostbarste Farbstoff

Doch weshalb muss es eigentlich ausgerechnet ein ROTER Teppich sein? Könnte er nicht genauso  gut gelb oder blau sein? Nein. Denn lange Zeit war die Farbe Rot, genauer gesagt Purpur, der kostbarste Farbstoff der Welt. Er wurde gewonnen aus dem Sekret der Purpur-Schnecke. Das war so aufwändig und teuer, dass die Gewinnung von einem einzigen Gramm Purpur, mehrere Wochen dauerte. Damit war das Tragen purpurgefärbten Stoffes den obersten Herrschern vorbehalten, die sich mit der Farbe schmückten und damit ihre Macht und ihren Wohlstand präsentierten. Die Farbe Rot etablierte sich deshalb schnell zum Statussymbol und in der nachantiken Zeit ging der Brauch der Kaiser, rot zu tragen, auch auf die Kirchenoberhäupter über. Und bis heute ist Rot die offizielle Farbe der Kardinäle.

Der rote Teppich steht nach wie vor für Macht, Wohlstand, Ruhm und Glamour. Selbst wenn die Herstellung roten Stoffes bei Weitem nicht mehr so kostspielig ist, wie früher. Deswegen darf das rote Stück Stoff auch auf keiner Film-Gala fehlen - und natürlich auch nicht bei der Berlinale.