Der Katzensteg (Quelle: Deutsche Kinemathek/W. Kimot/Lichtenstein)
Deutsche Kinemathek/W. Limot/Lichtenstein
Bild: Deutsche Kinemathek/W. Limot/Lichtenstein

- Berlinale-Retrospektive 2018 "Weimarer Kino - neu gesehen"

Am 15. Februar werden die 68. Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnet. Die Sektion Retrospektive "Weimarer Kino - neu gesehen" leitet Rainer Rother, der zugleich künstlerischer Direktor der Stiftung Deutsche Kinemathek ist. Mit ihm spricht Harald Asel über das historische Filmprogramm.

Die meist unbekannten Filme aus der Weimarer Zeit weisen sich durch eine besondere Beleuchtungs- und Erzählstrategie, die Verschränkung der Gewerke, eine andere Darstellung der Geschlechter und der sozialen Umstände in der Gesellschaft aus. Durch die Explosion der Kreativität im Film wurde zum ersten Mal das deutsche Kino international wahrgenommen, insbesondere durch den expressionistischen Film oder großen Mehrteilern.

Die Retrospektive konzentriert sich auf drei thematische Schwerpunkte: "Exotik", "Alltag" und "Geschichte". Historische Themen im Film umfassen die Befreiungskriege, das Verhältnis Deutschland-Frankreich und der Erste Weltkrieg. So beschreibt der fiktionale Kriegsfilm "Die andere Seite" (1931) von Heinz Paul die traumatischen Erlebnisse von britischen Offizieren im Ersten Weltkrieg. Die Sicht des Anderen kommt auch in dem Dokumentarfilm "Menschen im Busch" (1930) zur Sprache. Die Ethnologen Friedrich Dalsheim und Gulla Pfeffer zeigen in ihrem Film den Alltag einer Familie in Togo, in dem zum einen zunächst der ehemalige Gouverneur sich in rassistischer Art und Weise über die Protagonisten äußert, zum anderen die Afrikaner aber selbst zu Wort kommen. Die im Alltag wurzelnden Geschichten gehen auf die sozialen Umstände der Weimarer Republik ein, wie etwa "Frühlings Erwachen" (1929) von Richard Oswald, in den man Jugendlichen nur mit Verboten, nicht mit Verständnis begegnet.

Die Reihe Berlinale Classics werden am 16.2 mit dem Stummfilm "Das alte Gesetz" (1923) von Ewalt André Dupont im Friedrichstadtpalast mit der live eingespielten Musik des Orchesters Jakobsplatz München eröffnet. Ein mühsam aus verschiedenen Exportfassungen wiederhergestellter Film, der den Weg eines jungen Juden aus dem osteuropäischen Stetl des 19. Jahrhunderts auf die Bretter des Wiener Burgtheaters nachzeichnet. Die Musik von Philipp Schoeller vermeidet alle folkloristischen Anklänge und schafft einen eigenen Rhythmus der Wahrnehmung, keine reine Verstärkung des Sichtbaren.   

Aber auch andere Sektionen bieten Geschichtsthemen, etwa bei den Berlinale Shorts das Programm "1968 - Rote Fahnen für alle". Drei Stunden mehr Experiment als Politik, mit einem Fahnenstaffellauf am Schluss vom Rathaus Steglitz zum Schöneberger Rathaus.

Infos im www