Familie um 1915 feiert Weihnachten
Bild: imago/UIG

- Weihnachten im Familienkreis: Ein historischer Abriss

Die einen werden sagen: Waaas schon?? Die anderen vielleicht auch: Eeendlich! Wir schreiben den 1. Dezember und dürfen das erste Türchen am Inforadio-Adventskalender öffnen. Und dafür hat Kulturreporter Laf Überland herausgefunden, dass es zwar das Weihnachtsfest schon seit 2000 Jahren gibt. Das Familienfest, als das wir Weihnachten kennen, gibt es aber erst seit 200 Jahren.

Weihnachten wird in der christlichen Welt seit 2000 Jahren gfeiert - auch wenn es zwischenzeitlich hier und da verboten wurde. Das Familienfest, als das wir Weihnachten kennen, gibt es aber erst seit 200 Jahren …

Natürlich waren es das gehobene Bürgertum und der aufgeklärte Adel, die anfingen, Weihnachten in der Familie zu feiern; schließlich hatten Reformer wie Jean-Jacques Rousseau die Parole ausgegeben: Die Familienweihnacht sei einer der Garanten sittlichen Lebens und Feierns - ohne unwahrhaftige Galanterie. Und so wurde 1836 von einem runden Esstisch in der Mitte des großen Salons der Fürstin Metternich in Wien berichtet, auf dem ein Tannenbaum stand, der fast bis zur Decke reichte, mit Kerzen geschmückt und an bunten Bändern viele Bonbons und andere herzige Dinge ...

Die nicht so Betuchten betrieben Weihnachten aber noch lange als Volksfest: Tannenbäume und große Pyramiden wurden im Freien aufgestellt, und ganze Familie wallfahrteten von einem Konditorladen zum anderen und zahlten Eintritt für die Ausstellungen von Zucker- oder Drageepuppen.

Sogar der Erste Weltkrieg mit seinen Grausamkeiten beendete nicht das inzwischen allgemein verbreitete familiäre Weihnachtsgefühl: Man schickte stattdessen patriotische Weihnachtskarten an die Front, mit Frau und Töchterchen unterm Weihnachtsbaum, die an den Soldaten dachten. Und erst die Nazis versuchten in nationaler Anstrengung dem heidnischen Treiben ein Ende zu setzen - was dem Zweiten Weltkrieg dann schließlich weitgehend gelang.

In der so genannten Stunde Null begann dann eine Neuorientierung der Familienweihnacht. Im Osten wandte sich das ZK zunehmend gegen den Götzendienst mit grünem Kroppzeug und Stanniol, wie Walter Ulbricht das mal nannte; im Westen jedoch blühte das Wirtschaftswunder. Und Jahrzehnte lang zerbröselte dann erstmal das Ideal der Familienweihnacht: Seit den Sechzigern war beim Nachwuchs eine konsumkritische Haltung und Anti-Idylle in den Generationenkonflikt eingepflegt worden; in den Achtzigern wurde auch das Schenken immer schwieriger, weil man nichts mehr zu wünschen wusste.

Und doch hält zumindest die meist gut über gesellschaftliche Trends informierte Werbeindustrie inzwischen wieder an der Rückkehr zur gefühligen Familienweihnacht fest - sogar mit guten Zukunftsaussichten! Im grandiosen niegelnagelneuen YouTube-Spot von EDEKA "Weihnachten 2117" nimmt eine vor den Robotern in den Wald geflohene Familie sogar einen Vertreter der Künstlichen-Intelligenz-Armee in ihren Weihnachtsfamilienfeierfestkreis auf.

Zurück zum Baum

Weihnachtsparty um 1928
imago stock&people

Familienbande - Der Inforadio Adventskalender

In diesem Jahr hat sich im Adventskalender von rbb Inforadio alles um die Themen Familienbande, Familienkonstellationen und -traditionen gedreht. Bis Heiligabend hat sich jeden Tag ein neues Türchen für Sie geöffnet. Hier können Sie alle Beiträge noch einmal nachhören.