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Braucht Berlin ein weiteres 40.000 qm Einkaufszentrum? Ist ein Stadtschloss in der Hauptstadt wirklich nötig? Warum ist das Kulturforum so wenig einladend? Über all diesen Fragen steht die in Berlin immer wieder gestellte politische Frage: Wem gehört die Stadt? Oder wie es die Akademie der Künste jetzt in ihrer neuen Ausstellung formuliert: Gibt es das Recht auf öffentlichen Raum? Am Freitagabend wird die Schau unter dem Titel "DEMO:POLIS - Das Recht auf öffentlichen Raum" eröffnet - und Inforadio-Kulturreporterin Susanne Bruha hat sie sich vorab schon angesehen.
Welche Möglichkeiten nutzt oder verschenkt die Zivilgesellschaft derzeit bei der Gestaltung des öffentlichen Raums? Das will die Ausstellung "DEMO:POLIS" zeigen. In drei Bereiche gegliedert, geht sie den Fragen nach, wie sich der öffentliche Raum gewandelt hat, untersucht positive Beispiele für öffentliche Räume und zeigt Visionen auf. Kurator Wilfried Wang will zunächst mal mit dem Mythos aufräumen, öffentlicher Raum seien schöne italienische Piazzi, denn "alles, was im Außenbereich ist, ist öffentlicher Raum, auch was nicht gestaltet ist, ist öffentlicher Raum und deswegen geht es darum, nicht nur die Besucher, sondern eben auch die Verantwortlichen zu sensibilisieren, dass der öffentliche Raum selbstverständlich gestaltet werden muss. Der öffentliche Raum ist Ausdruck unserer eigenen Wertschätzung der Gesellschaft gegenüber".
Bürger ermuntern, sich in Stadtplanung einzumischen
In Ausstellungsraum eins wird der Alexanderplatz im Wandel der vergangenen 100 Jahre gezeigt. An einem Computer mit Stadtplanungssoftware können Besucher ihren eigenen Alex im Jahr 2050 entwerfen, Stadtschloss und Alexa kann man da einfach wieder per Klick rückbauen lassen. Die Ausstellung plädiert dafür, dass sich normale Bürger in Stadtplanung einmischen: "Solche Nutzungsbestimmungen liegen nicht nur in der Macht der Politik oder der Verwaltung, sondern das ist auch Teil der Bereiche, die ein normaler Bürger sich auch vornehmen sollte. Denn wie viele Einkaufszentren brauchen wir?", fragt Kurator Wang.
Das Tempelhofer Feld sei ein positives Beispiel für zivilgesellschaftliche Mitbestimmung. In Raum zwei der Ausstellung wird die Initiative deshalb genauso vorgestellt wie die politische Bewegung auf dem Maidan oder die Demonstration im vergangenen Jahr in Berlin gegen TTIP mit einer viertel Million Teilnehmenden. Sie alle nutzen den öffentlichen Raum, um Politik zu machen. Diese Demokratie sei allerdings bedroht sagt Kurator Wilfried Wang: "Besonders im öffentlichen Raum ist es wichtig, wenn man demonstrieren möchte, dass man die Meinungsfreiheit im Schutze der Anonymität vornehmen kann, denn wenn wir erfasst werden, dann werden wir Teil einer Profilierung eines riesigen Datensystems und somit für Politik und für Überwachung transparent."
Die Ausstellung schafft den Spagat zwischen großer Politik und kleinen Visionen, wie bei der Videoinstallation, wo Künstler und Anwohner am Hansaplatz einen wegen Sparzwängen stillgelegten Brunnen kurzerhand wieder selbst mit Wassereimern befüllen. Eine Ausstellung, die Mut macht, sich öffentlichen Raum einfach mal zu nehmen. Im Großen wie im Kleinen.