- Stadträume: Der Sound von Berlin

Die einfahrende U-Bahn, die lärmende Baustelle, die Straßenmusiker – die Stadt Berlin klingt immer. Egal ob man das bewusst wahrnimmt oder nicht, der Klang des öffentlichen Raums hat einen großen Einfluss darauf, ob wir uns dort wohl fühlen oder nicht. Das sagt der Klangforscher Thomas Kusitzky, der seit Jahren der Frage nachgeht, wie man den Klang einer Stadt bewusst gestalten kann. Er hat uns durch Berlin geführt und erklärt, warum die Stadt so klingt, wie sie klingt.

In den Hackeschen Höfen

"Ich hab das aus zweierlei Gründen ausgewählt. Zum einen ist eine Hinterhofsituation eine typische Hörsituation in Berlin. Und der typische Klang, den man hier vielleicht auch schon hören kann, der kommt dadurch zu Stande, dass die Höfe vom Straßenraum abgetrennt sind. Und zum einen gibt es hier durch diese Umbauung einen typischen Raumklang, eine Akustik, eine Raumakustik, also es hallt hier ein bisschen durch die glatten Wände, die hier zu finden sind."

Am Hackeschen Markt

"Diese Stelle habe ich ausgewählt, weil man hier zwei sehr typische Klangquellen hören kann, zum einen ist das die S-Bahn, die Hochbahn und die Straßenbahn. Also Tram und S-Bahn können natürlich als störend wahrgenommen werden, vor allem von Anwohnern, aber sie können eben auch identitätsstiftend sein für Berliner Bewohner und das sind sie durchaus auch, wobei man durchaus auch sagen muss, dass die Tram seit den 1960er Jahren nur noch im Ostteil der Stadt zu hören ist."

Spatzenhauptstadt Berlin

Einen typischen Klang Berlins kann man auch hier hören und zwar sind das die Spatzen. Berlin, könnte man sagen, ist vielleicht die inoffizielle Spatzenhauptstadt. Durch die vielen Grünflächen hier, Büsche, Bäume, die es hier überall gibt, bietet Berlin sozusagen einen natürlichen Lebensraum für die Spatzen und deswegen gibt es hier auch sehr viele.

Unter der Brücke unweit des Reichstages

Was man hier sehr schön hören kann: Hier gibt es eine bestimmte Metallkonstruktion, die Schiffe von den Brückenpfeilern abhalten soll und durch diese Metallkonstruktion wird das Wasser plötzlich hörbar und durch die Akustik die jetzt unter der Brücke herrscht wird der Klang noch verstärkt. Und das ist einer der wenigen Orte in Berlin, wo man wirklich das Wasser der Spree hören kann.

Obere Plattform im Hauptbahnhof

Wir befinden uns jetzt auf der oberen Plattform  im Hauptbahnhof hier in Berlin. Was man hier feststellen kann, durch die Bauweise gibt es hier eine sehr, sehr lange Nachhallzeit und gerade wenn Züge hinein fahren wird es schon sehr unangenehm laut. Das führt dazu, dass man die Ansagen fast nicht mehr versteht. Und da kann man sich fragen, ob das ursprünglich von der Bahn so gewollt war.)

Berlin - überraschend ruhig

Leute die von außerhalb kommen sind immer wieder überrascht, wie ruhig Berlin ist. Ich glaube, das ist durchaus auch eine Qualität, dadurch, dass Berlin so eine gewisse Weite hat, nicht so dicht bebaut ist, entstehen auch immer wieder Räume dazwischen, freie Plätze. Und aber im Gegensatz auch Räume, die sehr lebendig sind. Und das ist ja auch sehr wichtig für eine Stadt. Es geht ja auch nicht darum, überall Stille oder Ruhe zu erzeugen, sondern man möchte ja gerade in einer Stadt auch lebendige, urbane Räume haben und finden.

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Stadträume

Der öffentliche Raum - er dient als Treffpunkt, als Ort der Erholung, der öffentlichen Meinungsäußerung, er prägt den Charakter einer Stadt. Wofür nutzen ihn die Bürger und wem gehört er? Wie ist er gestaltet, wie sollte er gestaltet sein? Welches Bild gibt er wieder von unserer Gesellschaft heute und wie sind unsere Visionen vom öffentlichen Raum der Zukunft. Inforadio begibt sich in dieser Woche auf die Spuren der Ausstellung "demo:polis – Das Recht auf öffentlichen Raum" in der Akademie der Künste und erkundet den öffentlichen Raum in der Stadt - mit Interviews, Beiträgen und Reportagen.