Treptow Hostel, Detail-Aufnahme, Berlin, Foto und Copyright: rbb/Freiberg

Überforderte Städte - Kein Platz für Flüchtlinge? - Die Profiteure des Elends

Das LaGeSo, die Berliner Behörde, die für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig ist, kommt mit caritativen und privaten Heimen alleine nicht hin. Deshalb müssen für viel Geld Hostels angemietet werden.

Er verdient viel Geld mit Flüchtlingen, doch darüber sprechen möchte er offenbar nicht. Nicolai Robak sei länger im Ausland, heißt es. Laut einer Belegungsliste des Landesamts für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) hat er in zwei Hostels in Berlin-Friedrichshain knapp 180 Flüchtlinge untergebracht. Dafür bekommt er Geld aus dem Steuersäckel.

"Da wird ein Tagessatz verhandelt, da wird eine bestimmte Ausstattung vorgegeben. Der Durchschnittssatz bei den Gemeinschaftsunterkünften liegt bei rund 15 Euro pro Tag", sagt Franz Allert, Chef des Landesamts für Gesundheit und Soziales. Nehmen wir an, Robak bekommt 15 Euro pro Flüchtling pro Tag. Dann bekäme er insgesamt pro Monat rund 32.000 Euro.

Eine der beiden Unterkünfte ist das "Evo Hostel" auf der Halbinsel Stralau. Ein grauer fünfstöckiger Plattenbauklotz, der gerade saniert wird. Im Garten liegen stapelweise Matratzen und Dichtungsplatten aus Schaumstoff. Ein Flüchtling aus Somalia kommt heraus und ist bereit, über seine Unterkunft zu erzählen: "Mein Zimmer ist gut. Wir sind nur zu zweit, der andere kommt auch aus Somalia. Ich kann hier gut schlafen. Aber es gibt nur eine Küche und eine Toilette für 15 Leute, das ist ein Problem."

"Extrem vermüllt und verunreinigt"

Nicht mit uns sprechen will hingegen Stefan Richter, ebenfalls Hostel-Besitzer. Ihm gehört das "Rixpack" Hostel in einem Hinterhof in der Karl-Marx-Straße in Neukölln. Im vorderen Teil des Hofs führt ein düsteres Treppenhaus zu einem kleinen Bordell und mehreren Wohnungen. Hier hatte der Hostel-Besitzer in drei Vier-Zimmer-Wohnungen zwischen 20 und 50 Flüchtlinge untergebracht.

Durch einen Hinweis des Jugendamts ist der Neuköllner Sozialstadtrat Bernd Szczepanski auf eine der Flüchtlingswohnungen aufmerksam geworden. Es hieß, Kinder lebten hier unter unzumutbaren Bedingungen. Der Grünen-Politiker machte im Januar einen Kontrollbesuch: "Das Haus war extrem vermüllt und verunreinigt. In der Küche merkte ich eine unangenehme Hitze. Da stellte sich dann heraus, dass die Herdplatte an war und ich konnte sie gar nicht ausschalten, weil es gar keine Schalter gab. Die Wohnung insgesamt war sehr schmutzig, sehr verdreckt und unhygienisch."

Rixpack Hostel, Eingang, andere Sicht, Berlin, Foto und Copyright: rbb/Freiberg
Im "Rixpack" Hostel in Neukölln lebten Flüchtlinge unter unwürdigen Umständen.

12.000 Euro Monatsmiete für eine Hostel-Wohnung

Und dennoch: Das Land Berlin soll hier 25 Euro pro Flüchtling bezahlt haben, das gab der Hostel-Besitzer gegenüber Welt Online zu. Rechnet man das hoch, dann ergibt sich eine Monatsmiete von bis zu 12.000 Euro pro Wohnung - bezahlt durch Steuergelder. Franz Allert sagt, im Gegensatz zum "EVO"-Hostel gab es mit dem "Rixpack" Hostel keine vertragliche Vereinbarung, hier seien Flüchtlinge nur zum Übernachten hingeschickt worden: "Wenn Sie in ein Hostel gehen oder in ein Hotel gehen, dann können Sie mit dem Hotelbetreiber auch nicht verhandeln. Wir sind eben in der Situation, genau diesen Preis zahlen zu müssen, der in dem Moment dann auch von einem Hostel aufgerufen wird."

Erst als die Beschwerden über das "Rixpack" Hostel öffentlich wurden, hat das LaGaSo reagiert. Mittlerweile wurden die Flüchtlinge umquartiert.

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Themenschwerpunkt - Überforderte Städte - Kein Platz für Flüchtlinge?

Deutsche Großstädte sind von den hohen Flüchtlingszahlen besonders betroffen. Nach einer gemeinsamen Recherche von Inforadio und ZEIT ONLINE in den Städten Berlin, Hamburg und Köln gibt es derzeit keine Lösungen, wie Flüchtlinge schnell und angemessen untergebracht werden können. Berlins Integrationssenatorin Kolat räumte ein, dass es schwierig sei, im selben Tempo neue Unterkünfte zu errichten, wie die Zahl der Flüchtlinge wachse. Sozialsenator Czaja sieht in der Hauptstadt allerdings durchaus Fortschritte bei der Unterbringung von Flüchtlingen.