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Zum ersten Mal in der Geschichte der EU könnten die Bürger eines Mitgliedslandes entscheiden, wieder auszusteigen. Das gab es so noch nie, und einen Masterplan für so einen Exit aus der EU gibt es auch nicht. Klar ist nur: Sagen die Briten "Nein" zu Europa, hätte das weitreichende Konsequenzen. Ist ein Europa-Parlament ohne die Briten überhaupt vorstellbar? Ja, sagt Jo Leinen (SPD), Europaabgeordneter seit 1999 – aber schön wäre es nicht.
73 britische Abgeordnete vertreten im EU-Parlament das Inselvolk - und zwar über das gesamte politische Spektrum verteilt: Grüne, Linke, Sozialdemokraten, Konservative und nicht zu vergessen die Europa-Skeptiker, versammelt vor allem um den Chef der UKIP-Partei, Nigel Farage, der eine eigene Fraktion im EU-Parlament gegründet hat. Er nutzte seinen letzten Auftritt im Parlament vor dem Referendum, um noch einmal richtig auszuteilen: Das Referendum der Briten sei das wichtigste Ereignis in der EU-Geschichte, sagte Farage Anfang Juni in Straßburg.
Der mögliche Brexit stellt die gesamte EU vor eine Herausforderung, für die es bisher keinen Masterplan gibt, keine Vorlage, kein Beispiel. Selbst Europa-Kenner tappen daher bei vielen Fragen im Dunkeln - es ist einfach alles neu, unbekannt, unsicher.
Einer, der mehr weiß als die meisten EU-Beobachter ist Jo Leinen, SPD-Europaabgeordneter seit 1999. Er hat u.a. den Lissabon-Vertrag mit ausgearbeitet - die Grundlage der heutigen EU. Sebastian Schöbel hat sich mit Jo Leinen im Europaparlament getroffen, in der Hoffnung, wenigstens auf ein paar der vielen Brexit-Fragen Antworten zu bekommen.