Ein Strommast im Bau steht zwischen fertigen in der Nähe von Berlin-Buch, davor liegen Bauteile des Masts (Bilöd. picture alliance / Lothar Ferstl)
picture alliance / Lothar Ferstl
Bild: picture alliance / Lothar Ferstl Download (mp3, 4 MB)

Wirtschaft - Energiewende: Berlin fehlt wohl Geld für Stromnetzausbau

Berlin braucht künftig mehr Strom und mehr Leitungen. Die Kapazitäten müssen wachsen, wenn mehr E-Autos, Ladesäulen, Wärmepumpen oder ein großes Rechenzentrum in Lichtenberg versorgt werden sollen. Aber offenbar ist dafür nicht genug Geld da, wie Mirjam Meinhardt erklärt.

Hintergrund

Stromnetz Berlin fehlt offenbar eine Viertelmilliarde für Energiewende

Der landeseigene Netzbetreiber Stromnetz Berlin hat nicht genug Geld, um den Ausbau des Stromnetzes zu stemmen. Bei einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss wurde ein Kapitalbedarf von 250 Millionen Euro genannt. Im Doppelhaushalt für die kommenden beiden Jahre ist die Summe allerdings nicht enthalten.

"Wir müssen jetzt die Vorbereitungen treffen. Wir müssen jetzt bauen und jetzt investieren, damit die Leistung nach Berlin hineingeführt werden kann", sagte Stromnetz-Chef Erik Landeck im Wirtschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses zur Begründung. Stromnetz Berlin als Netzbetreiber stehe vor mehreren Herausforderungen.

Zum einen seien die Anschlüsse des Berliner Netzes an die überregionalen Hochspannungsleitungen noch nicht für die zukünftigen Belastungen ausgelegt. Zum anderen müsse die Technik fit für die Wärmewende und deutlich mehr Elektro-Autos gemacht werden. In Berlin spiele zusätzlich die Digitalisierung in Form großer Data-Center eine besondere Rolle. Diese Rechenzentren haben einen riesigen Energiebedarf. "Das entspricht einmal Potsdam", sagte Landeck. Deshalb müsse das Netz angepasst werden.

Für diese Investitionen reiche das bisherige Finanzierungsmodell nicht mehr aus, erklärte der Geschäftsführer der ebenfalls landeseigenen Berlin Energie und Netzholding (BEN) Stephan Boy. Die BEN ist als Muttergesellschaft dafür da, die Stromnetz Berlin mit ausreichend Kapital zu versorgen. Bei Grundinvestitionen in den Erhalt des Netzes gelinge das. Bei neuen Ausgaben für Wärme - und Energiewende sei das aber "nicht der Fall", erklärte Boy im Wirtschaftsausschuss.

Als Grund führte der Manager an, dass sich die Anforderungen der Banken bei der Kreditvergabe geändert hätten. Anders als in der Niedrigzinsphase würden die Institute inzwischen eine bestimmte Eigenkapitalquote verlangen. Diese liege bei 10 Prozent der Bilanzsumme eines Unternehmens. "Dieses Eigenkapital benötigt die BEN, um die neuen Herausforderungen zu meistern", erklärte Boy ohne einen konkreten Betrag zu nennen.

Der energiepolitische Sprecher der Grünen Stefan Taschner bezifferte den Kapitalbedarf auf 250 Millionen Euro. Seiner Berechnung wurde im Wirtschaftsausschuss nicht widersprochen. Vielmehr verwiesen Taschner als auch der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD Jörg Stroedter darauf, dass dieses Geld nicht im Doppelhaushalt stehe. "In zwei Wochen wollen wir den Haushalt hier im Parlament aber verabschieden", warnte Taschner.

Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) bekräftigte, dass "erhebliche Investitionen" in die Energiewende erforderlich seien. Giffey sprach auch davon, dass die Eigenkapitalquote für die Berlin Energie und Netzholding (BEN) "essentiell" sei. "Die Frage muss geklärt werden", so die SPD-Politikerin und das passiere gerade auch. Konkreter wollte sie nicht werden. Giffey verwies auf vertrauliche Geschäftszahlen der beiden Landesunternehmen.